piwik no script img

HH's Wahlglosse

Je öfter man an den Wahlplakaten vorbeikommt, desto größer werden die Rätsel. Beispiel: „Neue Ideen. Und ran.“ Was wollen, was sollen uns diese Worte des Herrn Dirk F. sagen, dieser Verweis auf ran. Heißt das nun täglich ran oder nur an Bundesliga-Spieltagen? Was ist mit ranissimo, mit live ran - sollen die alle verboten werden? Oder gibt's bei einem Wahlsieg der CDU nur noch ran? Abwechselnd mit 2 Minuten Neue Ideen pro Woche? Ist Dirk F. nur der verlängerte Arm von Reinhold Beckmann? Und was ist die Kernaussage eines Plakats, das eine arglose Seniorin präsentiert, die vor die reichlich intime Frage gestellt wird, ob sie sich denn zur Abendstunde noch heraustraue. Auch dieses Plakat endet mit dem Slogan. Zwei mögliche Interpretationen: Entweder soll die Dame flugs überfallen werden - ran an die Buletten, ran an die Renten, das Sparbuch?! Oder soll sie jetzt auch immer Fußball gucken? Wird sie, mag sie lieber Turnen, ins nächste Pflegeheim ein- oder nach Niedersachsen ausgewiesen? Sehen so „neue Ideen“ aus?

Aber auch andere Parteien verdienen keine Lorbeeren. Stoße ich doch dauernd auf mysteriöse grüne Herzen, deren Botschaft ich nicht verstehe. Ein Herz für Greenhorns bzw. Grünschnäbel? Mit dem grünen Herz der Anarchie? Oder die fesche Frau mit der Vorliebe für kulinarische Genüsse: „Lieber Wild-Wechsel als Stillstand“. Prima Slogan. Meint ganz klar: In Zeiten knapper Staatskassen muß sich jeder Autofahrer sein Abendessen selbst erlegen, statt faul im Stau herumzustehen und den Stillstand auf dem Speisezettel zu erdulden.

Unschlagbar auch „Lieber Wild als angepaßt“. Vom eigenwilligen Umgang mit der Groß- und Kleinschreibung - Unterrichtsausfall auch bei Lehrer Vogel? - einmal abgesehen: Wer wählt schon Alfred Angepaßt? Der kandidiert gar nicht? Ich dachte immer, das wäre der freundliche Herr, der die soziale Spaltung in Jäger und Rotwild verhindern möchte. Fazit: Angesichts dieser Sprachverwirrung hätte ich es gern Wilder. Ob Billy oder Thornton, ist mir egal. Helge Hopp

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen