Nachschlag

■ Joan M. Giroux: Objekte in der Galerie Unwahr

Mal tragen Titel zur Erhellung bei, ein andermal verwirren sie. So ist das in der Kunst. Die amerikanische Bildhauerin Joan M. Giroux behauptet, sich an die erste Variante zu halten, wenn sie ihre Arbeit nennt: „A meeting of two instruments ... or ... just the other day when terrorists hit the marionette factory“. Im Mittelpunkt der Ausstellung steht eine beharrlich weiterwachsende Installation, die verfremdend das mechanische Innenleben eines Klaviers aufgreift. Überdimensionale Holzhämmer hängen als bewegliche Teile an roten Fäden von der Decke. Augenfällig ist die Menschenähnlichkeit dieser in Systemen gefangenen und zu vorprogrammierten Bewegungen gezwungenen Glieder.

Bewegung, Klang und Sprache sind Themenschwerpunkte in den Arbeiten von Joan M. Giroux. Über ihre plastische Arbeit hinausgehend, inszeniert die New Yorkerin dort und auch hier in Berlin Performances wie „A bigger trap“ im vergangenen Februar im Amerika-Haus. Für Joan M. Giroux ist es bereits der dritte längere Berlin-Aufenthalt, ein Gaststudium an der HdK inbegriffen. Die in der Unwahr-Galerie ausgestellten Objekte sind jedoch alle während ihrer jetzigen Arbeit in den Weddinger Bildhauerwerkstätten und bei einem Holzbildhauer-Symposium in Lehnin entstanden. Verglichen mit vorher gefertigten großen Arbeiten, die jedoch kinetisch und dadurch weniger massiv waren, ist dies ein echter Trumm aus Holz und Metall; statisch und doch von einer aggressiven, dynamischen Spannung. Die kleineren, ebenfalls aus Holz, Metall und Gummi gefertigten Wandobjekte haben es neben diesen Blickfängen schwer, Aufmerksamkeit zu erhaschen.

Ihrer Vorstellung entsprechend, immer Veränderungen in ihre Objekte einzubauen – was schließlich den besonderen Reiz von kinetischen Objekten ausmacht –, wählt sie auch ihre Materialien. Es sind größtenteils Fundgegenstände, Strandgut der Wegwerfgesellschaft, die die Bildhauerin ausschlachtet und umarbeitet. Holz oder Metall mit dieser Patina läßt sich nicht im Baumarkt kaufen. Die Objekte passen gut zu den abgewetzten Dielen der Galerie oder den blätternden Fassaden draußen; zur Melancholie der Gegend um die Auguststraße, wo Zeit und Bewegung an jeder Ecke fühlbar sind. Gunda Bartels

„A meeting of two instruments ... or ... just the other day when terrorists hit the marionette factory“ in der Unwahr-Galerie, Kleine Hamburger Straße 16, Di.–So. 16–20 Uhr, bis zum 1. Oktober.