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Kleine Hansa-Theater-Chronik nebst Statistik und Programmausblick

1892 kauft der Brauereibesitzer Paul Wilhelm Grell den Hansa-Concert-Saal am Steindamm. Er beschließt aus der Singspielhalle ein Varieté zu machen. Am 5. März 1894 eröffnet er hier sein neues Lokal, das Hansa-Theater, das noch heute von seiner Enkelin Telse Grell geführt wird. Von Beginn an wurden Nummernprogramme präsentiert, zu Beginn des ersten Weltkriegs schwappte in chauvinistischem Taumel etliches militaristisches Machwerk auf die Bühne, aber das Publikum kehrte dem Hurrapatriotismus den Rücken, wie überliefert wird, und man widmete sich wieder der artistischen Tradition.

Namen wie Josephine Baker, W.C. Fields, Asta Nielsen, Hans Albers, Rastelli, Caterina Valente und die Comedian Harmonists überstrahlen noch heute die Geschichte des 1943 zerstörten Hauses. 1945 im ehemaligen Elefantenstall wiedereröffnet, wurde das Haus in zwei Etappen 1961 und 1965 wieder errichtet. Das einstige Areal - des heute 260 bis 491 Plätze zählenden Theaters - aber hat nur als Parkplatz überdauert..

Im Hansa-Theater gab's nie Rock'n Roll, nie Disco oder Nackttänze. Seit Mitte der 60er Jahre ist Telse Grell die Prinzipalin des Varietés, traditionsverbunden, auf Qualität bedacht. 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die meisten seit langem dabei, sorgen sich heute vor und hinter der Bühne für die Unterhaltung des Publikums.

Seit 1894 besuchten über 35 Millionen Gäste das Hansa-Theater, 24.620 Artisten traten in 100 Jahren auf. Seit 1948 wurden 3,5 Millionen Kännchen Kaffee serviert, 2,5 Millionen Torten verdrückt und über drei Millionen Theater-Teller garniert.

Volles Programm auch in der Jubiläums-Monats-Schau mit Tanzakrobatik, Rad-Artistik, zwei Musik-Exzentrikern, einem Humoristen, vielen Illusionen und einer Seelöwendressur. Info und Karten unter: 040/ 241414

jk

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