: Lustgarten soll wieder Lust machen
■ Landschaftsarchitekten werden sich Lustgarten vornehmen. Wettbewerb in Vorbereitung. Baustadträtin warnt vor Eile
An der Zukunft des denkmalgeschützten Lustgartens wird erneut herumgedoktert. Im Auftrag der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung bereitet derzeit die Grün Berlin GmbH einen Wettbewerb vor, der Klarheit über den Umbau des Platzes zwischen Altem Museum, Palast der Republik und dem Dom bringen soll. „In einem internen Gutachterverfahren sollen Vorschläge für die künftige Nutzung und Neugestaltung erarbeitet werden“, sagte Grün- Berlin-Sprecher Hans Göhler. Drei oder vier Landschaftsarchitekten würden aufgefordert, Entwürfe vorzulegen. Göhler rechnet damit, daß im Herbst eine Entscheidung zur Lustgartenplanung fallen könnte.
„Akuten Handlungsbedarf“, sich nach dem geplatzten Wettbewerbsentwurf von Gerhard Merz erneut mit dem städtischen Platz zu befassen, sieht Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) aus mehreren Gründen: Zum einen seien die Nutzungen und der jetzige Zustand wenig geeignet, den Lustgarten als Museumsvorplatz beziehungsweise als Pendant zum ehemaligen Schloß zu akzeptieren. Zum anderen bestehe die Gefahr, nach dem „modernistischen“ Entwurf von Merz, eine „unzulässige historisierende Lösung“ zu entwickeln. Merz hatte 1994 vorgeschlagen, den Lustgarten mit zwei länglichen Glaspavillons („Bushaltestellen“) zur Karl- Liebknecht-Straße hin abzuriegeln. In der Folge hatten Kritiker des Entwurfs eine Bepflanzung der Fläche mit Blumenbeeten wie vor der Jahrhundertwende gefordert. Der denkmalgeschützte Lustgarten war 1935/36 von den Nazis als Aufmarschplatz gepflastert und mit Baumreihen eingefaßt worden.
Das Gutachterverfahren, erinnerte Strieder-Sprecher Dolf Straub, werde die Empfehlungen des Stadtforums vom Frühjahr aufnehmen. Danach sollte eine Neugestaltung den „öffentlichen Charakter des Platzes“ erhalten. Zugleich, so Straub, sollte der Platz „variabel“ bleiben. Außerdem müsse über die räumliche südliche Fassung nachgedacht werden. Als „schwierig“ bezeichnete der Sprecher das Vorhaben, mit der Neugestaltung die „bestehende denkmalwerte Ebene“ zu respektieren und durch gartenkünstlerische Mittel nicht zu verletzen.
Kritisch betrachtet Karin Baumert, Baustadträtin im Bezirk Mitte (parteilos, PDS-nah), die Umbaupläne. Der Lustgarten stehe unter Denkmalschutz.
Viel problematischer sei jedoch, daß eine separate Entscheidung zum Lustgarten „kurzsichtig“ wäre. Baumert: „Weil nicht klar ist, was mit dem Schloßplatz oder der Bauakademie passiert, finde ich die Betrachtung des Lustgartens ohne den gesamten Raum verschenkt.“ Die Baustadträtin – die gerade für den Palast der Republik Denkmalschutz beantragt hat – plädierte dafür, die Lustgartenplanung noch „ruhen“ zu lassen und sich auf die benachbarte Straßenseite – den Schloßplatz und seine Umgebung – zu konzentrieren. Rolf Lautenschläger
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