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■ StörzeileDer RittersGolf

Tränen lügen nicht: Gesichtet wurden sie bereits, als es dem verdienstvollen Wirtschaftssenator Erhard Rittershaus versagt blieb, den eindrucksvollen Anblick einer Armada von 700 Seeschiffen zu genießen. Die Wettbewerbsfähigkeit des Hamburger Hafens, die Arbeitsplätze, Ruhm und Ehre – alles dahin wegen irgendwelcher elbvertiefungsfeindlichen Muschel- und Quallen-Liebhaber.

Und jetzt will man ihm auch noch seine zweite Freude, das Autofahren, nehmen! Sämtliche Transporte per Gesetz auf die Schiene verlagern zu wollen käme einer schmerzlichen Freiheitsberaubung gleich. Können Züge etwa Überholmanöver und Wettrennen fahren? Wieder ist ein Schluchzen zu hören.

Da macht das Regieren keinen Spaß mehr. Doch Rittershaus sinnt auf Rache und die Krönung seiner Karriere: Wie aus gut informierten Kreisen bekannt wurde, hatte er beim ADAC bereits ein Bewerbungsgespräch geführt und den begehrten Posten des Ehren-Vorsitzenden in Aussicht. In letzter Minute aber, kurz vor der Unterschriftsreife, pfiff die Statt Partei ihn nach Hamburg zurück. Krise, nicht nur im Rathaus.

Solche hanseatische Verkniffenheit nämlich kann der Rheinländer („Ich bin eine Frohnatur“) nicht gutheißen. Seine Berufung zum Senator kann schließlich nicht der Höhepunkt gewesen sein. Bekümmert darüber, daß er möglichweise nicht als großer Politiker in die Annalen eingehen wird, will er sich jetzt wenigstens noch seinen Herzenwunsch erfüllen: Wegen seines unermüdlichen Einsatzes im Dienste des PKWs soll das VW-Modell 2000 „RittersGolf“ heißen. Es gratuliert herzlichst

Heike Haarhoff

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