Holpriger Flug

■ Tander Lund in der Galerie Engelbrecht

Dunkle Scherenschnittfiguren schweben über hellem Grund, orangene Flecken und gelbe Punkte kreisen (Foto). Die bunten, abstrakten Schatten scheinen sich in einer durchsichtigen Materie über dem Bilduntergrund zu bewegen. Wie aus Luft oder Wasser wirkt die Hauptfarbe des Bildes, die tragendes Element für gleitenden Tanz, holprigen Flug oder majestätisches Schreiten der Figuren ist. Der Trickfilmkünstler Tander Lund alias Matthias Sturm stellt in den Räumen der Galerie Engelbrecht und des Vereins „Betreutes Wohnen“ aus. Der Lundsche Reduktionismus pendelt, wie der Künstler selbst sagt, „durch Farb- und Formauswahl zwischen Melancholie und Freude“. Eigens zu diesem Zweck entwickelte Lund ein Druckverfahren in einer Mischtechnik, die er geheim hält.

Das Bild „Die Bodenhaltung“ zeigt eine rundliche Kugel samt Krönchen und Jennifer Engelbrecht, eine der vier Schwestern des Künstlerclans Engelbrecht (Christine, eine andere Schwester, führt die Galerie), schüttelt bei einer Führung ein Gedicht zu dem übermalten Druck aus dem Ärmel: „Eine schöne Kartoffel, sitzt auf dem Acker, drei Furchen weiter sitzt ihr Macker! – Den sieht man aber nicht!“ Tander Lund lächelt ob dieser Möglichkeit, seine Bildersprache in Wörter zu übersetzen.

Jennifer Engelbrecht besitzt ein Bild von Tander Lund, das bei ihr zu Hause hängt: „Ein Toter schaut in blaues Licht. Das blaue Band zwischen den Lebenden und den Toten, davon habe ich sogar schon geträumt.“ Tander Lund strahlt stolz und stumm.

Kerstin Kellermann Bis 30. November, Privatgalerie Engelbrecht und BeWo-Galerie, Di.-Fr. 14 bis 18 Uhr