: Würdig durch den Winter
Winterzeit. Die Stimmung ist auf dem Nullpunkt angekommen. Morgens im Spiegel, abends in der Bahn – überall graue Gesichter. Wie läßt sich die Zeit bis zur Öffnung des Elb-Dorados „Strandperle“ einigermaßen würdevoll überbrücken? Raus aus der Sofa-Ecke, rein in die Apotheke und Vitamintabletten ordern? Die taz fragte die Ökotrophologin Katharina Titzck, die als Beraterin bei der AOK arbeitet:
taz: Wäre ein bäriger Winterschlaf nicht auch für den Menschen das Gescheiteste?
AOK: Der Mensch möchte es im Winter kuschelig haben. Durchschnittsmenschen – also nicht die Partylöwen – schlafen jetzt länger. Die trübe Stimmung läßt sich nicht im Handstreich beheben, aber durch gezielte Maßnahmen bekämpfen. Wenn man bei 15 Grad minus auf der zugefrorenen Alster steht, schmeckt der Glühwein zwar lecker – gesund ist er nicht. Die vermeintliche Wärme, die sich im Körper ausbreitet, ist eher ein psychologischer Effekt. Tatsächlich kommt es durch die erweiterten Poren zu einem unerwünschten Wärmeverlust.
Zuhause bleiben einem kalte Füße erspart.
Beim Genuß von scharfem, mit Ingwer und Cayenne-Pfeffer gewürzten Essen produziert der Körper ein angenehmes Wärmegefühl. Besonders wichtig ist jetzt die Helligkeit. Das Auge nimmt sie wahr und regelt darüber den Wach- und Schlafrhythmus. Draußen kommt obendrein der Kreislauf in Schwung. Schon fühlt der Mensch sich besser. Selbst wenn er nur die Eisschollen auf der Elbe zählt.
Sportliche Betätigungen können halt bescheidener Natur sein.
Natürlich gibt es mindestens hundert Ausreden, wenn es um Bewegung geht. Aber Schlittschuhlaufen oder Skilanglauf in den Harburger Bergen können ein positives Stimmungsgefühl erzeugen. Außerdem ist ein bestimmter Stoff, das Serotonin, jetzt ganz wichtig, weil man festgestellt hat, daß depressive Patienten unter Serotoninmangel leiden. Der Stoff ist übrigens in Brot, Reis und Kartoffeln, aber auch in Nudeln und Obst enthalten.
Machen Kartoffeln tatsächlich glücklich?
Wenn man sie mit Broccoli oder Porree genießt, wird aufgrund des darin enthaltenen Vitamin C sogar die Immunabwehr gestärkt. Die Haut und besonders die Schleimhäute brauchen jetzt außerdem Vitamin A, daß in Spinat, Milch und Fett enthalten ist. Aber Vorsicht, eine Überdosierung aus der Pillenschachtel kann zu Kopfschmerzen, Leberschäden und Hautveränderungen führen.
Was kann man sonst noch falsch machen?
Den Bananen wird eine stimmungsaufhellende Wirkung nachgesagt. Ein übermäßiger Geleebananenverbrauch schlägt freilich eher auf die Hüften. Fragen: lian
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen