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Staatsrat Haller: „Wir, der Vulkan“

■ Von Klöckner bis Nölle: Staatsrat Haller vor dem Ausschuß

Der Staatsrat im Bremer Wirtschaftsressort, Prof. Dr. Frank Ernst Roland Haller („auf Roland lege ich besonderen Wert“), spricht heute noch von „wir“, wenn er über den Bremer Vulkan redet. Über Jahre hat Haller dabei engen Kontakt zu dem Werft-Chef Friedrich Hennemann gepflegt – selbstverständlich, denn Haller war zehn Jahre lang unter dem Wirtschafts-Staatsrat Hennemann leitender Beamten im Ressort gewesen, bevor Hennemann 1987 zum Vulkan ging und Haller nachrückte.

„Vegesack – das kiegen wir hin“, habe Hennemann zu ihm seit 1993 immer wieder gesagt, „ich spreche jetzt Hennemann-mäßig“, aber die Seebeck-Werft sei das Sorgenkind des Konzerns gewesen und unternehmerisch habe es für den Vulkan keinen Sinn gemacht, eigenes Geld in die Bremerhavener Werft zu stecken. Das Wirtschaftsressort wollte helfen – aber der Konzern legte kein überzeugendes „Unterweser-Konzept“vor und die EU war auch mißtrauisch geworden: wie eine verbotene Wettbewerbshilfe durfte die Werft-Hilfe nicht aussehen. „Das mußte man zunehmend berücksichtitgen“, meinte Haller.

Lieber nicht berücksichtigt hat Haller das im Falle der Klöckner-Hilfe des Landes. Eine vorübergehende staatliche Beteiligung war von der EU nur geduldet, wenn eine „privatwirtschaftliche Mehrheit“die Preise diktierte. Diese „privatwirtschaftliche Mehrheit“kam zustande mit einer 10prozentigen Vulkan-Beteiligung. Am 14.12.1993 hat das „Wirtschaftskabinett“des Senats beschlossen, dem Vulkan für 50 Millionen Schiffsbeteiligungen abzukaufen, wenn der Vulkan für 50 Millionen bei Klöckner einsteigen würde. „Wir können uns das nur vorstellen, wenn wir netto nichts einzahlen müssen“, so faßte Haller die Position des Vulkan zusammen. Sogar im Vorstand gab es nämlich Klöckner-Gegner (Timmermann). Wenn das Land den Ankauf der Schiffsbeteiligungen bei der EU zur Genehmigung vorgelegt hätte, wäre es zur „Totalpleite bei der Klöcknerhütte“gekommen, rechtfertigte sich Haller gestern.

Aus solchen „Geschäften“war der Staatsrat dem Vulkan-Chef natürlich verbunden. Skeptisch war Haller, wie er selbst berichtete, immer dann gewesen, wenn der Vulkan sich außerhalb Bremens engagierte und wenn damit die Bremer Vulkan-Betriebe aus dem Zentrum des Konzern-Interesses herauszurücken drohten.

Aus seinen Erfahrungen der Ampel-Koalition wollte Haller dann mit Macht einen Wechsel. „H. will N. for president“, notierte Hennemann aus einem Gespräch. „Der ist qualifiziert“, kommentierte Haller dies gestern. Für Nölle hatte Haller, der damals eine Festelgung der SPD auf eine rotgrüne Koalition befürchtete, eine Sprechzettel für den Landesvorstand formuliert und an Hennemann gefaxt (vgl. taz 24.2.). Auf die Frage, ob er dies im Auftrage Nölles getan hatte, meinte Haller gestern nur ganz allgemein: „Mit Sicherheit habe ich auch mit ihm viel geredet in diesen Tagen.“

K.W.

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