Die Frau im Internet: World-Web-Weiber
■ Wie frau nach Feierabend im Internet surfen kann und dabei schon nach wenigen Stunden ganz von selbst gesund wird
Die Frau von heute tunkt ihre Finger nicht in dreckiges Abwaschwasser, denke ich, vergesse, daß „Feierabend“ist und krähe ein „ich geh' nach E-Mails gucken“durch die Wohnung. Eine Nachricht von Elaine aus Ontario ist genau das, was ich jetzt brauche.
Monat für Monat tauschen wir unsere Depressionen aus, aber heute hat sie was Neues: Jede Menge Web-Sites über PMS (Praemenstruales Syndrom). Das muß ich mir sofort ansehen, zum Feierabend machen habe ich schließlich noch die ganz Nacht Gelegenheit.
Den Einstieg finde ich über „Natural Progesterone & Women's Health“(http://www.health-science.com/health.htm). Dort geht es nicht nur um schmerzende Brüste und Wutanfälle; die Seite bietet 36 Frauengesundheitsthemen an! Ich widerstehe der Versuchung, mir alle Links sofort anzusehen. Das Thema Osteoporose würde mich ja auch interessieren, aber Hysterketomie? Bestimmt wurde die Seite von Männern zusammengestellt.
Also mache ich mit der nächsten Webseite weiter.
http://www.feminist.com beweist mir aufs Neue, daß wir einen zweiten Internet-account brauchen (mein Rechner ist schneller!). Unter dem Knotenpunkt „women's health issues“(http://feminist.com/health.htm) finde ich auch Informationen zu PMS: Und zwar so schicke Ideen wie „Krankheitsbild“und „Hilfe“. Die absolute Fundstelle (http://www.bairpms.com) hätte mir Elaine aber auch gleich verraten können.
Plötzlich spüre ich einen eisigen Atem im Nacken: Da meldet sich so eine Art feministisches Gewissen... Du Jammerlappin, wo ist Dein politisches Engagement? Nu ist die Kiste schon mal an... Neulich habe ich doch von den Guerilla Girls gehört, aber war zunächst nicht fündig geworden.
Yahoo weiß Rat.
Das Suchprogramm http://www.yahoo.com spuckt mir die Adresse aus: http://www.voyagerco.com/gg/gg.html. Die Macherinnen dieser Seite, Künstlerinnen und Akademikerinnen, haben sich offensichtlich vorgenommen, zu beweisen, daß Feministinnen auch Humor haben.
Ich entscheide mich dafür, ein anderes Mal zu überlegen, ob ihnen das gelingt. Allmählich bekomme ich Mitleid mit meinem Sehnerv, aber da wäre ja noch die „Virtual Sisterhood“, angeblich die Adresse in Sachen Digitalisierung der Frauenbewegung.
http://www.igc.apc.org/vsister/vsister.html – hier fallen Sprachbarrieren, denn die Infos über Initiativen und Neuigkeiten weltweit bis hin zu Online-Diskussionen sollen künftig „multilingual“möglich sein. Isolierung ade! Irgendeiner Sprache (chinesisch, englisch, französisch, deutsch, japanisch, russisch, spanisch, feministisch?) wird frau ja mächtig sein.
Was kümmern mich da meine überreagierenden Eierstöcke?
Suzanne Barkawitz
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