piwik no script img

Investor mit bitterem Beigeschmack

■ BWB-Interessent Lyonnaise des Eaux in Frankreich im Visier von Umweltschützern. Pläne für BWB-Leasing an Private

Der französische Konzern Lyonnaise des Eaux, der sich um die Übernahme der Berliner Wasser Betriebe (BWB) bemüht, steht in Frankreich wegen seiner Wasserpolitik in der Kritik. Das Unternehmen wurde von einem Gericht zu Schadenersatzleistungen verurteilt, weil das Trinkwasser in der Bretagne nicht den gesetzlichen Normen entspricht. VerbraucherInnen haben wegen der hohen Schadstoffbelastung des Wassers zum Boykott des Konzerns aufgerufen. Lyonnaise streitet mit den Behörden um die Verantwortung für die Verschmutzung des Trinkwassers.

Nach Berichten der Zeitung Le Monde liegen die Nitratwerte im bretonischen Trinkwasser teilweise über den EU-Grenzwerten. Die Verantwortung dafür sieht Lyonnaise beim Staat, der die intensive Landwirtschaft nicht verboten habe. Das französische Umweltministerium dagegen verweist auf das Unternehmen, dem die Trinkwasserversorgung übertragen wurde. Ein Gericht im bretonischen Guingamp hat Lyonnais 1995 dazu verurteilt, 176 Verbrauchern jeweils 1.000 Franc Schadensersatz für die schlechte Wasserqualität zu zahlen. 600 in der Umweltbewegung „Eau pure“ zusammengeschlossene Haushalte der Region verweigern wegen der schlechten Wasserqualität seit Januar 1997 die Bezahlung der Rechnung.

Vor diesem Hintergrund warnt der umweltpolitische Sprecher der Grünen, Hartwig Berger, vor der geplanten Privatisierung der BWB. „Ein Privatbetrieb wird bestenfalls minimale Umweltstandards einhalten, der Konflikt mit Lyonnaise lehrt, daß nicht einmal dies erwartet werden kann.“ Die Wasserversorgung müsse in kommunaler Verantwortung bleiben.

Lyonnaise hat mit dem deutschen Unternehmen Thyssen über die Firma Eurawasser Interesse an den BWB gezeigt. Verkaufsverhandlungen gebe es aber nicht, betonte die Finanzverwaltung. Neben einer Übernahme der BWB durch das Konsortium für etwa 3 Milliarden Mark ist auch ein Konzessionsmodell im Gespräch. Ein Vertreter von Eurawasser bestätigte gegenüber der Berliner Zeitung Pläne, nach denen Berlin zwar Eigentümer der BWB bleiben solle, die Aufgaben der Wasserversorgung und der Investitionen aber für 30 Jahre an Eurawasser abtreten könne. Das bedeute möglicherweise eine Halbierung der jetzt etwa 7.000 Stellen bei den BWB. Sämtliche Abgaben an das Land, zwischen 2 und 4 Milliarden Mark, könne Eurawasser auf einen Schlag bezahlen. Andererseits denke die Finanzverwaltung darüber nach, aus dem Kapital der BWB 2 Milliarden Mark für das Haushaltsloch zu entnehmen.

Lyonnaise des Eaux ist einer der zwei Giganten auf dem französischen Markt für Wasserversorgung und Abwasserbehandlung. Das Unternehmen mit Aktivitäten auf fünf Kontinenten und einem Jahresumsatz (1993) von 93 Milliarden Franc beschäftigt 130.000 Menschen und ist einer der größten französischen Bau- und Energiekonzerne. Bernhard Pötter

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen