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Streifenfreie Wanddekoration

■ Glänzende Folklore: Hongkong-Bilder von Karl Johaentges

Anläßlich des am 1. Juli 1997 geplanten Machtwechsels in der Sechs-Millionen-Metropole Hongkong gibt der Fotograf Karl Johaentges Einblicke in Alltagsszenen dieses Gemisches aus chinesischer Tradition und englischer Verwaltung. Seine Bilder aus Hongkong sind in einem Fotoband erschienen und werden zur Zeit in der Thalia-Buchhandlung ausgestellt.

Die Fotos zeigen Schauspieler der Kantonoper in der Maske, Fensterputzkolonnen, die an Drahtseilen in schwindelnden Höhen Bürofenster streifenfrei wischen, und Betonklötze, die von Bambusgerüsten aus renoviert werden. Modernes Wohnen und traditionelles Denken, das jedenfalls suggerieren die Hochglanzbilder mit all ihrer aufdringlichen Folklore und ihrer effektsicheren Umschmeichelei des Pittoresken, schließen sich in der Konsummetropole nicht aus. Und wer mit dem Ojektiv nichts weiter als alles versöhnende Harmonie sucht, dem ist Fung Shui, die jahrtausendealte Lehre von der Harmonie mit der Natur, als fotografisches Dauerthema recht willkommen.

Die Ausstellung bleibt auf der Ebene einer Reisedokumentation. Die Bilder aus dieser rekordsüchtigen und erfolgsorientierten Millionenstadt erscheinen ein bißchen zu schön, um wahr zu sein. Aufmachung und Präsentation der Ausstellung sind allzu offensichtlich verkaufsorientiert. Und zwischen all den Reiseführern, Kochbüchern und Ratgebern wirken die Fotos eher wie eine beliebige Wanddeko.

Katja Fiedler

bis zum 17. Juli, Thalia Buchhaus, Große Bleichen

Karl Johaentges, „Bilder aus Hong- kong“, Stürtz Verlag, Würzburg 1996, 142 Seiten

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