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Oldenburg, mein Oldenburg

■ Zweimal HSV-Bundesliga, zweimal Torkeeper, aber ein gemeinsames Schicksal: Karen Gross und Jörg Butt über die Beziehung zu ihrer Stadt

Eines hat der HSV allen Bundesligavereinen voraus: Er ist als einziger Club sowohl mit den Männern, als auch mit den Frauen in der ersten Liga vertreten. Und noch eine Besonderheit gibt es zu vermelden: Die jeweiligen Stammkeeper haben eine spezielle Beziehung zur Stadt Oldenburg in Oldenburg. Hans Jörg Butt („ohne Bindestrich“) ist dort groß geworden. Der ausgebildete Großhandelskaufmann mit Abitur spielte beim ortsansässigen VfB, ehe er vor dieser Saison zum HSV wechselte und Richard Golz verdrängte. Die gebürtige Hamburgerin Karen Gross ging den umgekehrten Weg. Die 26jährige, die seit drei Jahren beim HSV spielt, lebt seit einigen Monaten in Oldenburg. Als Diplom-Ingenieurin und angehende Architektin arbeitet sie in einem Büro, das sich mit ökologischem Bauen beschäftigt. Wechselseitig erklärten Sie sich und der taz, was an Oldenburg so toll ist.

taz: Herr Butt, ich nenne Ihnen jetzt drei Namen. Was fällt Ihnen als erstes dazu ein? Hubert Hüring, Peter Behrens und Karen Gross.

Jörg Butt: Hubert Hüring war mein Trainer in Oldenburg, mit dem ich aus der Regionalliga aufgestiegen bin. Peter Behrens? Nichts!

Der war der Trommler von Trio, der immer so traurig geguckt hat.

Butt: Ja, kenn ich, aber nur aus dem Fernsehen. Ich weiß aber, daß mein Heimatort Großenkneten durch Trio bekannt geworden ist. Übrigens, wußten Sie, daß der Trio-Gitarrist Kralle Krawinkel Fußball gespielt hat?

Und was spielt Karen Gross?

Butt: Das ist doch die Torhüterin der Erstliga-Frauen, oder? Wir hatten gestern Fototermin zusammen, aber ich kannte von ihr nur den Vornamen.

(Karen Gross stößt zum Gespräch hinzu.)

Butt: Du bist das? Das sind aber ganz schön fiese Fangfragen.

Frau Gross, auch für Sie drei Namen: Hans Jörg Butt konnten Sie uns schon vorher beantworten. Jetzt noch Thomas Ebermann und Beverly Ranger.

Gross: Thomas Ebermann, Hamburger Grüner aus den 80ern. Aber Beverly Ranger?

Die erste Frau, die ein „Tor des Monats“schoß. Das war 1975.

Gross: Aha. Damals war ich vier Jahre alt. Es ist teilweise erschreckend, daß ich nicht mehr zu den jüngeren gehöre.

Dafür neuerdings zum Stamm der Oldenburger. Was treibt eine gebürtige Hamburgerin und überzeugte Großstädterin nach Oldenburg in Oldenburg?

Gross: Ich habe dort studiert und arbeite jetzt dort. Außerdem lebt und arbeitet mein Freund ebenfalls in Oldenburg.

Butt: Hast Du in Wildeshausen gespielt?

Gross: Nein, immer beim HSV. Ich bin auch erst vor kurzem nach Oldenburg gezogen.

Aber Oldenburg sei eine Mischung aus Provinz und Großstadt, haben Sie einmal behauptet.

Gross: So heftig habe ich das nicht gesagt. Aber als ich mit meinem Freund das erste Mal so richtig auf dem Lande war, wollte ich mein Auto abschließen. Er meinte dann, das brauchst du hier nicht. Das hat mich doch schon überrascht.

Herr Butt, was sollte Frau Gross in Oldenburg unter keinen Umständen tun?

Butt: Keine Ahnung. Ich könnte ihr sagen, was sie unbedingt machen sollte. Die Wallstraße kennst du sicherlich. Das Oldenburger Altstadtfest. Ich weiß nicht, mir fällt einfach nichts Schlechtes zu Oldenburg ein.

Und was sollten sich männliche Neu-Hamburger unbedingt antun?

Gross: Den Sommer an der Alster.

Butt: Ich wohne seit meiner Verpflichtung hier in Hamburg. Zuerst im Hotel, und danach habe ich mir in Norderstedt eine Wohnung gesucht. Von der Stadt habe ich bisher wenig mitgekriegt. Ich war mal einkaufen in der Innenstadt, aber die besonderen Sachen ... im Musical war ich noch nicht.

Und beim Frauen-Fußball?

Butt: Das ist lange her. Ich habe Wildeshausen manchmal gesehen.

Und wann waren Sie das letzte Mal im Volksparkstadion?

Gross: Ich glaube 1994. Aber ich sehe mir die Spiele im Fernsehen an.

Wann werden Sie ein Spiel der Frauen und Sie eins der Männer besuchen?

Butt: Schwer zu beantworten. Wo spielt Ihr denn überhaupt?

Gross: Auf dem Wolfgang-Meyer-Platz, bei den Amateuren. Im übrigen glaube ich, daß die Bundesligaspieler überhaupt noch gar nicht registriert haben, daß es jetzt auch Bundesligaspielerinnen gibt. Der einzige, zu dem es so etwas wie Kontakt gibt, ist Hermann Rieger (der Masseur; die Red.). Wenn er Zeit hat, behandelt er uns auch bei Verletzungen. Diese Unterschiede, die immer noch gemacht werden, nerven schon ein bißchen. Hier wird noch jeder D-Jugendspieler mehr betütelt.

Gibt es dennoch am Saisonende eine gemeinsame Nichtabstiegsfeier?

Butt: Wir werden ja nichts mit dem Abstieg zu tun haben. Und wenn, wäre das für uns überhaupt kein Grund zum Feiern.

Gross: Für uns wäre der Nichtabstieg ein Riesenerfolg: Klar würden wir den feiern.

Moderation: Uwe Wetzner

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