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■ VorschlagHeimatklänge-Abschlußparty: Die Afro-Cuban All-Stars im Tempodrom

Vorschlag

Heimatklänge-Abschlußparty: Die Afro-Cuban All-Stars im Tempodrom

In spezieller Mission reisten im März letzten Jahres Nick Gold, Kopf des Londoner Plattenverlags World Circuit, und Ry Cooder, globetrottender Roots-Traditionalist, nach Havanna. Man traf sich mit einigen Nestoren der kubanischen Musik, alle inzwischen im besten Rentneralter, und verabredete sich zu gemeinsamen Aufnahmen in den berühmten Egrem-Studios, in den vierziger Jahren von RCA errichtet und seitdem der zentrale Aufnahmeort der Hauptstadt. Dort entstand mit der betagten Musikerriege ein in matten Farben glänzender Streifzug durch ein gutes halbes Jahrhundert kubanischer Musikgeschichte: ein Album mit flotter kubanischer Tanzmusik unter dem Namen der Afro-Cuban All-Stars, einige eher melancholische Aufnahmen unter Mitwirkung Ry Cooders, und ein Soloalbum des Pianisten Rubén Gonzáles.

Die Auslese, auf drei Alben versammelt, ist tatsächlich ein Traum der nostalgischen Sorte geworden, nicht nur für eingefleischte Liebhaber des Son alter Schule. Die dreiteilige Session-Dokumentation, in den letzten Monaten sukzessive veröffentlicht, stößt die Tür auf in ein tönendes Museum der zwanziger bis fünfziger Jahre, der „goldenen Zeit“ wenn schon nicht Kubas, so doch der kubanischen Musik. Son, Danzon, Bolero, Guajira, Guaracha, Mambo und wie die klassischen Disziplinen alle heißen, sie kommen bei den Afro-Cuban All-Stars noch einmal in alter Frische zu Ehren und gleiten bisweilen bruchlos in Jazzharmonien und Hollywood-Musicalmelodien, verweisen auf Verbindungslinien, die nach der Revolution von 1959 abbrachen, abbrechen mußten.

Kein Wunder, daß die liebevoll ausgestattete Trilogie nicht nur bei Musikjournalisten jedweder Couleur gut ankam, sondern auch ein regelrechter Verkaufsschlager wurde. Die Afro-Cuban All-Stars fanden sich so plötzlich an der Spitze des aktuellen Kuba-Booms wieder, und auf ihre alten Tage packten sie noch einmal ihre Koffer, um auf Tour zu gehen. Vor genau zwei Monaten waren sie schon einmal in Berlin. Wer sie damals verpaßt hat, der kann das Erlebnis heute abend nachholen, für schlappe fünfzehn Märker: Eine bessere Gruppe hätte sich nicht finden lassen, um den diesjährigen zehnten Heimatklänge-Sommer würdig zu beschließen. Wie schon im letzten Jahr kündigt Heimatklänge-Zampano Borkowsky Akbar „wichtige Mitteilungen“ zur Zukunft des Festivals an. Und wie es thematisch im nächsten Jahr weitergehen soll, darüber soll heute abend das Publikum abstimmen. Daniel Bax

Heute ab 20 Uhr im Tempodrom, In den Zelten, Tiergarten

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