: John für Rückkehr
■ Im Sinne bosnischer Flüchtlinge. Bislang 14 Prozent heimgekehrt
5.053 Flüchtlinge sind bisher nach Bosnien-Herzegowina zurückgekehrt. Das sind 14 Prozent der in der Stadt lebenden Bürgerkriegsflüchtlinge. Ihre freiwillige Rückkehr ist nach Ansicht der Ausländerbeauftragten und Rückkehrkoordinatorin Barbara John (CDU) die bessere Variante: Einen Zugang zum hiesigen Arbeitsmarkt werde es für die BosnierInnen aufgrund der Arbeitsmarktsituation nicht geben. „Rückkehr ist humaner als ein jahrelanges Dahinleben in ungesicherten sozialen und aufenthaltsrechtlichen Situationen“, sagte die Rückkehrkoordinatorin John bei einer Diskussion über die Bürgerkriegsflüchtlinge mit dem Flüchtlingsrat.
Ihre Behörde unterstütze daher Programme zur freiwilligen Rückkehr. Laut John sei es aber nicht gelungen, diese Programme finanziell ausreichend auszustatten. Rückkehrwillige erhalten neben Reise- und Transportkosten nur ein paar hundert Mark Starthilfe. „Das ist nicht vergleichbar mit den Rückkehrhilfen der Schweiz, von Schweden oder Norwegen“, bedauerte John.
Der Flüchtlingsrat beklagte sich darüber, daß die Rückkehr bei einem großen Teil der Flüchtlinge faktisch nicht realisierbar sei. 70 Prozent der Rückkehranträge der Ausländerbehörde an die bosnische Vertretung stammten von Flüchtlingen aus der serbisch dominierten Republik Srpska. Nach Barbara John sei es jedoch nicht zu ändern, daß auch diese Leute eine Grenzübertrittsbescheinigung erhielten. „Ich kann doch nicht die Welträtsel lösen.“ John glaubt auch, daß binationale Familien zurückkehren könnten. „Viele solcher Familien leben in Bosnien. Es muß also gehen.“ Nach den Erfahrungen der Flüchtlingsberater gebe es aber immer wieder Anlaß zu Ängsten. Nur traumatisierte Flüchtlinge, Zeugen vor internationalen Gerichten und Schüler kurz vor dem Schulabschluß genießen derzeit noch ein Bleiberecht in der Stadt.
Ausländerbeauftragte und Flüchtlingsrat bedauerten, daß der Senat eine Finanzierung für die Berufsausbildung junger Bosnier nicht zur Verfügung stelle. Die derzeitigen Programme orientierten sich an den Investitionsabsichten Berliner Firmen in dem zerstörten Land, hieß es. Nur die ersten drei Monate der Ausbildung dürfen in Berlin absolviert werden; danach müssen die Azubis mit ihrer Familie nach Bosnien-Herzegowina übersiedeln. Marina Mai
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