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Baulärm gegen Bücherwürmer

■ Die älteste Kinderbuchhandlung des europäischen Festlands, „Paul & Paulinchen“, schließt nächste Woche ihre Pforten

Ohne es zu wissen, war Wilhelm Bitter gerade mal zwei Monate schneller. Denn genau diese Zeitspanne macht sein 1971 gegründetes Unternehmen „Paul & Paulinchen“vor allen anderen Konkurrenten um diesen Titel zur ältesten Kinderbuchhandlung des europäischen Festlandes – sofern man den Ergebnissen einer Doktorarbeit zu diesem Thema glauben darf. Im Zuge des pädagogischen Aufbruchs der 68er Generation gegründet, wurde mit dem Ableger der katholischen Paulus Buchhandlung Kinderliteratur aus dem Nischendasein in gewöhnlichen Buchhandlungen in den Vordergrund gerückt.

Fast drei Jahrzehnte hat also Ludger Bitter, der als Gesellschafter und Geschäftsführer die Stellung seines Vaters übernommen hat, die verschiedensten inhaltlichen Launen des Genres miterlebt. „Kinderliteratur war immer, wenn auch etwas zeitversetzt, ein Spiegel der Gesellschaft“, analysiert er rückblickend gegenüber der taz hamburg. Doch nach zuletzt drei verlustreichen Jahren sieht er für den mittlerweile selbst etwas angestaubten Traditionsbetrieb in den Alsterarkaden keine Möglichkeit mehr weiterzuarbeiten. Bei allem Idealismus.

Laut Bitter bedingten dabei verschiedene Faktoren gleichzeitig die geringen Verkaufszahlen. Zum einen habe die Beeinträchtigung durch Dreck, Lärm und die herumliegenden Baustoffe einer Großbaustelle ganz in der Nähe des Geschäfts viele potentielle Kunden ferngehalten. Dazu komme die generell schwache Einzelhandelskonjunktur in Zeiten der Rezession und die Konkurrenz der Buchläden in der Peripherie.

Der 2. Oktober wird daher der definitiv letzte Verkaufstag bei „Paul & Paulinchen“sein. Ab sofort sind alle Bücher bis zu 50 Prozent reduziert.

Sven Opitz

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