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Das Ende der Bulimie

■ Ausgerechnet gegen Werder Bremen verliert Rehhagels FCK sein erstes Match

Kaiserslautern (taz) – Nach den endlos langweiligen Vorträgen über des Tabellenführers Punkte gegen den Abstieg zeigte FCK- Coach Otto Rehhagel all denen, die schon von der Champions League träumten, seine vermeintliche Allwissenheit. „Wir können nicht alle 34 Spiele gewinnen, aber natürlich hätte ich auch heute gerne gewonnen“, ließ er sich kein Wort darüber entlocken, ob ihn die 1:3-Niederlage des 1. FC Kaiserslautern gegen seinen alten Klub Werder Bremen weniger schmerze als andere. Aber irgendwo zwischen Herz und Hirn brach es dann aus ihm heraus: „Die Jungs sind um ihr Leben gelaufen“, lobte er die Grün-Weißen, bei denen „Leute mit Riesenerfahrung“ (aus seiner Zeit) am Werk seien.

Rehhagel trauerte weniger wegen der Niederlage seiner Mannschaft, sondern lobte den Gegner, der bis zur Pause eher schwach gespielt hatte, danach aber umstellte und den FCK – ab der 20. Minute ohne Ratinho – durcheinander wirbelte. Besonders Bruno Labbadia, im Lauterer Meisterjahr 1991 neben Stefan Kuntz immer gut für kuriose Tore, hatte es Otto angetan. Der von der Pfalz über Bayern München und den 1. FC Köln an die Weser geratene Stürmer rächte sich in der 56. Minute nach Vorarbeit von Brand mit dem Bremer 1:1 für die ehemals schlechte Behandlung durch den FCK. Labbadia war auch an der Entstehung der Tore zwei und drei für Werder beteiligt. Wie gut ihm das 3:1 auf dem Betzenberg tat, war seinen leuchtenden Augen anzusehen.

Fast ins Auge ging das Spiel für Ratinho. Mit einem Pflaster über einer Platzwunde unter dem linken Auge zeigte sich der Brasilianer, der seiner Elf in Sachen Kreativität fehlte, nach dem Spiel und sprach vom verdienten Sieg der Bremer. Aber Angst, so Ratinho, müsse man nun nicht haben um den FCK und seinen Geist, mit dem er die Bundesliga seit Anfang August verzaubert hat. Wenn auch die wenig appetitliche Titelzeile über das „bulimische Kaiserslautern“ (France Football) nun nicht mehr voll zutrifft, an der Spitzenposition des FCK hat sich nichts geändert. Vom Spiel am Freitag bei 1860 München, das man nun gewinnen wolle, redete Ratinho. Hinterher aufs Oktoberfest gehen will er aber auf keinen Fall. Im Gegensatz zu den Fans feiert er lieber zu Hause. Wenn es etwas zu feiern gibt und der FCK wieder die „big points“ (Werder-Trainer Wolfgang Sidka) macht. Günter Rohrbacher-List

Werder Bremen: Reck – Trares – Ramzy, Todt – Frings (82. Frey), Wiedener (46. Scripnic), Herzog (75. Flo), Eilts, Brand, Wicky – Labbadia

Zuschauer: 38.000; Tore: 1:0 Marschall (6.), 1:1 Labbadia (56.), 1:2 Flo (85.), 1:3 Frey (89.)

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