: Grabplatte wirkt nach
■ Vier neue massige Entwürfe für Holocaust-Mahnmal präsentiert: Weil sich die Jury nicht einigen konnte, soll jetzt eine öffentliche Debatte für Klarheit sorgen. Entscheidung Januar 1998
Wer geglaubt hat, alles wird gut, muß weiter warten. Nach einem Wettbewerb 1995, einem gekippten „Grabplatten“-Entwurf, drei Kolloquien und einem erneuten Wettbewerb bleibt die Frage unbeantwortet, wer das „Denkmal für die ermordeten Juden Europas“ einmal gestalten soll. Nur soviel ist seit der Jurysitzung vom Wochenende klar: Es gibt vier Favoriten. Der Sieger soll im Januar 1998 ausgewählt werden. Baubeginn für das Holocaust-Mahnmal südlich des Pariser Platzes wird 1999 sein.
Klar ist aber auch, daß das Denkmal wieder monumentale Ausmaße annehmen wird. Als hätte es die Kritik an der massigen Grabplatte nie gegeben, entschieden sich die Auftraggeber (Bund, Land Berlin und der Förderkreis) wieder für riesige Dimensionen. So entwarf Jochen Gerz (Paris) für die 20.000 Quadratmeter große Fläche einen Stangenwald mit 39 Lichtmasten (oben), auf denen Fragen und Antworten nach dem „Warum“ des Holocaust eingefräst werden sollen. Ebenfalls auf Monumentalität setzt Daniel Libeskind, plant er doch fünf zerklüftete Betonplatten auf einem Platz (Mitte), die seine Idee der „voids“ (leeren Räume) im Jüdischen Museum zitieren.
18 Wandscheiben (links) in Form eines abstrakten Davidsterns finden sich im Modell der Künstlerin Weinmiller, die zudem ihren „Raum der Stille“ durch eine Mauer einfaßt. Schließlich schlagen Serra/Eisenman (USA) ein friedhofsartiges Labyrinth aus 4.000 meterhohen Steinbrocken (rechts) vor, deren Zwischenräume begehbar bleiben. rola
Die Entwürfe werden ab 10. 12. im Deutschen Dom, Gendarmenmarkt, oder im Haus des Bundestages, Unter d. Linden 50, ausgestellt.
Fotos: Erik-Jan Ouwerkerk
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