: Blick auf die Vergangenheit als nationales Ziel
Im Umgang mit seiner Vergangenheit hat Südafrika einen neuen Weg beschritten. Ähnlich wie in mehreren Ländern Lateinamerikas versucht eine Wahrheitskommission, Verbrechen gegen die Menschlichkeit aufzuklären. Allerdings haben die Täter keine Blanko-Amnestie zugesichert bekommen. Politische Verbrechen – und nur diese – können amnestiert werden, wenn die Täter ein volles Geständnis ablegen. Sie gehen dann straffrei aus, bereits verhängte Haftstrafen werden aufgehoben. Dieses Modell ist in Südafrika höchst umstritten, weil viele Opfer und Hinterbliebene juristische Gerechtigkeit fordern. Die 17köpfige Kommission, die vom anglikanischen Erzbischof und Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu geleitet wird, folgt jedoch dem Prinzip: Versöhnung durch Wahrheit. Das Gesetz für Nationale Einheit und Versöhnung, auf dessen Basis die Kommission arbeitet, gibt ihr den Auftrag, bis Mitte 1998 „ein möglichst umfassendes Bild von schweren Menschenrechtsverletzungen“ zu erstellen. Dazu zählen Folter, Mord, Entführung und gewaltsame Angriffe. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt auf öffentlichen Anhörungen von Opfern und Hinterbliebenen in ganz Südafrika. Die Frist für Amnestieanträge ist mittlerweile abgelaufen. Dem zuständigen Ausschuß liegen rund 8.000 Anträge vor, darunter die der heutigen ANC-Spitze, die kollektiv Verantwortung für Menschenrechtsverletzungen übernehmen möchte.Winnie Mandela ist nicht unter den Antragstellern.
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