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■ Rosi Rolands Bremer GeschichtenLions&Rotary in Bremerhaven

„Wer andern dient, nützt sich selbst“ist der Wahlspruch der Rotarier. „We serve“sagen die Lions. Die Männer-Clubs sollen der Elite als „Werkzeug für die Lenkung des kommunalen Lebens“dienen.

In Bremerhaven funktioniert die Idee mit Erfolg. Die Nordsee-Zeitung mit ihrem lokalen Monopol druckt alles, was dem Projekt Ocean-Park dienlich ist und verzichtet auf eigene Recherche oder kritische Nachfrage. Eine Versammlung der Kritiker, zu der immerhin 400 Personen gekommen waren, fand jüngst in der Nordsee-Zeitung einfach nicht statt. Zufall? Verleger Dr. Ditzen-Blanke, ein Rotarier, ist ein glühender Verfechter des Ocean-Parks, und der Stadtbaurat ist sein „Freund Holm“– ja, so reden sich die Rotarier an.

Weil Bremerhaven nicht so groß ist, treffen sich Rotarier und Lions ab und an gemeinsam in der „Gesellschaft 47“.

In diesen Männerbünden findet sich natürlich auch Bremerhavens Oberbürgermeister wieder und der Präsident der Industrie- und Handelskammer, Ingo Kramer. Der hat (quasi im Nebenberuf als Kaufmann) noch 1994 ein schönes Grundstück auf dem Space-Park-Gelände für 66 Jahre billig in Erbpacht überschrieben bekommen. Daher will der natürlich auch, daß Ocean- und Space-Park kommen, denn dann muß ihn der Bremer Wirtschaftssenator wieder da rauskaufen und das kostet – knapp 10 Millionen, rechnet man intern.

Die Männerbünde funktionieren sogar dann, wenn ein Redakteur der Nordsee-Zeitung einmal ein bißchen Kritik in einen Kommentar untergemischt hat. Dann kann es ihm passieren, daß er seinen Text am nächsten Tag nicht mehr wiedererkennt, weil irgendwelche Heinzelmännchen über Nacht ein bißchen an ihm herumgekürzt haben.

Nun ist doch, Proporz sei dank, einmal ein Andersdenkender zu Wort gekommen, der Rechtsanwalt Dr. Manfred Ernst für die Bürgerinitiative „Bremerhaven ja – Ocean-Park Nein“. Der von der Bürgerinitiativ-Basis formulierte offene Brief wurde auch gedruckt, nur der letzte Satz nicht, in dem der Rotarier-Freund Oberbürgermeister als auf seinem Posten entbehrlich bezeichnet wird. Wie gut, daß es noch Männerbünde gibt, findet Ihre Rosi Roland

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