: Abc der Uni-Didaktik
In Deutschland versuchen 60 professionelle Lehrer der Lehre in 16 Einrichtungen 140.000 FachwissenschaftlerInnen an 250 Hochschulen mehr pädagogische Kompetenz zu vermitteln. Die Lehrfähigkeit gilt nach wie vor als unwichtig. Statt dessen: Publish or perish, publiziere – oder du gehst unter!
Didaktik, das meint vor allem die Kunst, einen Dialog zwischen Lehrenden und Lernenden herzustellen. Es ist das Prinzip der Humboldtschen Universität: Die intellektuell fest in ihrer Disziplin verankerten Gelehrten mit den unbedarften, aber forschen Fragen der Studierenden im persönlichen Gespräch zu konfrontieren – die Grundidee der Lehre.
„Ich empfinde sie als schönes Arbeitsgebiet“, sagt die Trägerin des Lehrpreises an der Universität Dortmund, Iris Pigeot-Kübler – eine der raren Hochschulpädagogen, für die die Lehre keine Last scheint.
Die Geschichte der Hochschuldidaktik ist über ein Vierteljahrhundert alt. Im Zuge der Bildungsreformen der sechziger Jahre wurden nicht nur die Hochschulen geöffnet. Die Geringschätzung der Hochschuldidaktik symbolisiert sich im Überlebenskampf des Hamburger Interdisziplinären Zentrums für Hochschuldidaktik (IZHD). Einst arbeiteten an diesem Institut zwölf Professoren, mittlerweile sind es nur noch zwei: mehr als ein Indiz für die Geringschätzung didaktischer Erkenntnisse.
Eine überraschende Aufwertung der Didaktik bewirkten die Medien. Das erste universitäre Ranking des Spiegel Anfang der neunziger Jahre alarmierte die Hochschullandschaft. Etwas für deutsche Verhältnisse Ungehöriges war geschehen: Erstmalig hatte jemand die Universitäten unter dem Aspekt der Lehrqualität bewertet – und seine Befunde wie eine Bundesliga-Tabelle aufbereitet.
Von der vorgesehenen Aufwertung der Lehre im Hochschulrahmengesetz verspricht sich nun auch der Vorsitzende der deutschen Hochschuldidaktiker, Wolff-Dietrich Webler, eine neuerliche Renaissance seines Fachs. Unterderhand gesteht er jedoch, daß es keine echte Wiedergeburt geben kann – solange das Beamtentum die Universitäten regiert. cif
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen