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Mit einer Hotline gegen das Berliner Modell

■ Polizeigewerkschaft sammelt Beschwerden über Polizeireform. Täglich über 30 Anrufe

Der Streit um die Polizeireform geht in die nächste Runde. Täglich rufen bei der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) 30 bis 35 BürgerInnen und PolizistInnen an, um sich über die Auswirkungen des „Berliner Modells“ zu beklagen. Seit einer Woche hat die Gewerkschaft, die von Anfang an gegen die Reform war, eine Hotline geschaltet. Dort sammelt sie Beschwerden über den Probelauf zur Polizeireform, der vor gut zwei Monaten in der Direktion 5 startete. „Trotz der Ostertage haben wir schon über 120 Anrufe bekommen“, sagt Helmut Sarwas, stellvertretender DPolG-Chef. Die Grundstimmung sei dabei „gar nicht die schlechteste“, die Durchführung des Berliner Modells aber werde bemängelt.

Nach Angaben des DPolG- Chefs Rolf Taßler beklagen sich die BürgerInnen vor allem darüber, daß seit dem Start des Berliner Modells „überhaupt keine Polizei mehr auf der Straße zu sehen ist“ und sich die Wartezeiten auf die Beamten verlängert haben. Kripobeamte kritisieren bei der Hotline, daß Informationen verlorengehen, weil SchutzpolizistInnen – die die Kripo entlasten sollen und deshalb einen Teil ihrer Arbeit übernehmen – für Tatortarbeit nicht ausreichend geschult seien. Schupos bemängeln, daß sich das Dienstklima verschlechtert habe und die versprochene langfristige Planung ihres Dienstes nicht funktioniere. „Außerdem haben einige Ehefrauen von Kollegen angerufen“, sagt Sarwas, „weil sie plötzlich mit Nörglern zusammenleben.“

Die Gewerkschaft will die Meldungen einige Wochen sammeln und dann gebündelt dem Polizeipräsidenten weitergeben. Doch das Urteil der DPolG steht längst fest: „Das Berliner Modell muß man als gescheitert ansehen“, sagt Gewerkschaftschef Taßler und fordert, es zu stoppen.

Eberhard Schönberg, Chef der Gewerkschaft der Polizei (GdP), in der weit mehr Berliner PolizistInnen organisiert sind als in der DPolG, ist ganz anderer Meinung. Zwar sieht auch er noch zahlreiche Probleme bei der Umsetzung des Berliner Modells und kritisiert „massive Fehler der Polizeiführung“. Aber seiner Ansicht nach geht es langsam bergauf. „Das ist eine völlige Umstellung der Arbeit der Schutzpolizei“, sagt er, „da muß man ein bißchen mehr Geduld haben.“ Kritisch aber sieht Schönberg den Einsatz der DPolG: Es sei nicht Aufgabe einer Berufsvertretung, findet er, „die Bevölkerung aufzufordern, sich über die eigenen Leute zu beschweren“. Sabine am Orde

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