piwik no script img

Ex-Besetzer demonstrieren gegen Modernisierung

■ Eigentümer der Brunnenstraße 6/7 gegen Ofenheizung. Bewohner fürchten Mieterhöhung

Die Bewohner des ehemals besetzten Häuserkomplexes Brunnenstraße 6/7 in Mitte fürchten um ihr Zuhause. Gestern demonstrierten sie vor dem Haus des Eigentümers Klaus Gawehn in Schöneberg. Er plant, den Gebäudekomplex zu modernisieren. Die daraus folgende Mieterhöhung ist für viele Bewohner nicht tragbar.

Die Fronten sind festgefahren. Beide Parteien beschuldigen sich fehlender Verhandlungsbereitschaft. Dabei gibt es viel zu klären. Die Toiletten befinden sich in den Treppenaufgängen, und geheizt wird mit Kohle. Die Mieter, die vor acht Jahren das Haus besetzten, mittlerweile aber unbefristete Mietverträge unterschrieben haben, können und wollen damit leben. Monatlich zahlen sie etwa für eine 40-Quadrat-Meter-Wohnung weit unter 100 Mark Miete.

„Es muß modernisiert werden“, sagt dagegen Eigentümer Klaus Gawehn. „Ich habe kein Verständnis dafür, daß mit Öfen geheizt wird.“ Gawehn hat bereits Fördergelder für die Modernisierung beantragt. Frühestens könnten die Bauarbeiter im kommenden Jahr anrücken, wenn sich beide Parteien einigen.

Danach sieht es bislang nicht aus. „Finger weg von der Brunnenstraße 6/7“, steht auf den Plakaten, mit denen die Bewohner vor dem Haus des Eigentümers ihren Standpunkt deutlich machen. Etwa 70 zumeist junge Menschen leben in Gemeinschaften in dem Gebäude. Eine Modernisierung werde ihrer Ansicht nach die Struktur zerstören, wenn aus den Großräumen Zweiraumwohnungen entstehen. Außerdem sei das Haus einer der wenigen Plätze, wo man für 70 Mark wohnen könne, so ein Bewohner. „Das lassen wir uns nicht wegnehmen.“ Mike Szymanski

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen