: Dem Staatsschutz frei Haus geliefert
betr.: „WAA-BI vermacht Bayern ihr Archiv“, taz v. 15. 9. 99
Was haben sich die Vorstände der Bürgerinitiative denn dabei gedacht? Der Beschluss, dem bayerischen Staat das Archiv zu überlassen, stellt in meinen Augen einen Affront gegen alle Menschen dar, die sich damals gegen die WAA engagiert haben. Ist das der Dank dafür, dass wir uns jahrelang im entfernten Bayern engagiert und euch unterstützt haben? Von den Staatsbütteln wurden wir dafür verhaftet, verprügelt, verletzt und mit Prozessen überzogen. Die Kriminalisierung engagierter AtomkraftgegnerInnen setzt sich teilweise bis heute fort, wie die bundesweite Razzia vom 6. Juli gezeigt hat.
Dem bayerischen Staat das Archiv nun frei Haus zu liefern, ist mehr als eine politisch Instinktlosigkeit. Ihr müsst euch den Vorwurf gefallen lassen, dem politischen Gegner damit in die Hände zu arbeiten bzw. euren ehemaligen MitstreiterInnen in den Rücken zu fallen, eventuell mit weit reichenden Folgen für die Betroffenen. Staatsschutz und BKA werden sich jetzt schon die Hände reiben. Auch wenn die Sachen lange zurückliegen, Persönlichkeitsprofile und Verbindungen lassen sich mit den Unterlagen aus dem Archiv eventuell komplettieren. Sandy Santen, Schwandorf
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