: Schwimmsport im Stadion
■ Gegen den Schwimmsportverein Ulm 1846 sah der SV Werder Bremen am Samstag in einem spannenden Heimspiel eher nass aus und spielte 2:2 unentschieden.
Es war ein spannendes Spiel. Es war allerbeste Unterhaltung. Aber es war auch das Ende eines Bremer Höhenfluges. Dass es nun gerade der Schwimmsportverein von Ulm 1846 war, der den SV Werder derart ins Schwimmen brachte – das war nicht zu erwarten. Im Übrigen kann diese Formulierung jetzt direkt in die Metaphernhölle zurückkehren, der sie entsprungen ist.
Was zu erwarten war: Die Ulmer standen zunächst defensiv sehr gut. Es gab wenig Raum und damit tat Werder sich schwer. Trotzdem fiel das 1:0 durch Baumann in der 16. Minute, und nun hätte Ulm eigentlich versuchen müssen, das Spiel offener zu gestalten. Aber sie dachten gar nicht daran. Und die Bremer schafften im Anschluss keinen zweiten Treffer; einerseits hatten sie einfach Pech, andererseits stand mit Laux ein Mann im Ulmer Tor, der auf der Linie richtig gut ist und dem zur absoluten Spitzenklasse nur ein bisschen Körpergröße fehlt.
Unterdessen gab es immer wieder Sehenswertes: Freche Dribblings von Tjikuzu, schnelles überraschendes Direktspiel von Pizarro – aber der schönste Spielzug der ganzen Begegnung kam dann von den Ulmern, ein Konter in der 60. Minute, und der führte zum Ausgleich.
Bis zu diesem Zeitpunkt hatten die meisten der 32.000 Zuschauer sich wohl nur gefragt, wann denn nun endlich das 2:0 fällt. Aber schon vor dem Gegentor hatte es sich abgezeichnet: Die Ulmer rückten mutiger nach als in der ersten Halbzeit, und die Bremer Hintermannschaft bekam Probleme. Nach dem Ausgleichstreffer gab es noch ein Abseitstor für Ulm und dann die Notbremse von Julio Cesar gegen den enteilten Pleuler.
Cesar erklärte später: „Ich habe nichts getan. Es war gar nichts. Der Ulmer ist umgefallen“. Aber ob es überhaupt ein Foul war oder nicht, das ist eine müßige Frage. Eine solche Aktion im Strafraum führt immer zu einem Elfmeter und fast immer zu einer roten Karte. Also musste Cesar gehen und plötzlich lag der Aussenseiter in Führung.
Zum Glück kam dann noch Maximov. Wenn er eingewechselt wird, macht er ein Tor – das ist fast immer so und am Sonnabend war es nicht anders. Beinahe hätte er sogar noch das 3:2 erzielt, wieder mit dem Kopf, aber da war er einen Augenblick zu früh abgesprungen und der Ball ging über die Latte. Vielleicht hätte diese Auswechslung früher erfolgen sollen; man konnte sehen, wie vor allem das Spiel über den rechten Flügel direkter, schneller und gefährlicher wurde, wenn Maximov beteiligt war.
Mit Ergebnis und Tabellenplatz konnte und musste man schliesslich zufrieden sein. Bestätigt hat sich, dass die Abwehr nicht immer sicher ist – vor allem dann, wen Eilts sich nach vorne orientiert. Cesar steht meistens richtig und schlägt gute Pässe nach vorne, aber er ist wirklich extrem langsam. Und Tjikuzu zeigt Dribblings wie der junge Okocha, legt weite Strecken an der rechten Aussenlinie zurück, ist jedoch in der Defensive nicht immer konsequent genug.
Aber letztlich macht es nichts, wenn die Hintermannschaft ab und zu ins Schwimmen gerät, solange vorne mehr Tore geschossen als hinten kassiert werden. Und das hätte, mit ein bisschen mehr Glück, auch in diesem Spiel gelingen können. Das Wichtigste: Werder spielt attraktiv Fußball. So können wir uns schon jetzt auf die nächste Partie in Freiburg freuen, wenn zwei der offensivsten Mannschaften der Liga aufeinander treffen. Nur einer hat nicht so viel Anlass zur Freude: Frank Rost – der fällt wegen seiner Knieverletzung nämlich für mindestens drei Wochen aus. Das hintere Kreuzband im linken Knie ist angerissen.
Stefan Pulß
Stefan Pulß ist Moderator bei der Hansawelle von Radio Bremen
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