: Antworten auf Letzte Fragen
Lohnt sich Liebeskummer wirklich nicht? (20. 11. 99)
Sowenig unsere Welt schwarz oder weiß ist, sowenig lässt sich auch diese Frage eindeutig beantworten. Für viele Menschen lohnt sich Liebeskummer nämlich. Für Dichter und Maler zum Beispiel, die durch die Schwermut ihrer Seele zu kulturellen Höchstleistungen getrieben werden. Leider ernten sie Ruhm und Reichtum zumeist erst posthum. Am direktesten profitieren die Kneipenwirte vom männlichen Teil der mit Liebeskummer Behafteten. Weil der Mann ein Wesen ist, das Emotionen nicht zulassen kann, ertränkt er sie. Davon profitieren dann der Wirt und die Brauerei. Für sie lohnt sich also Liebeskummer.
Claus Langbein, Kornwestheim
Diese Frage ist in Fachwissenschaft wie Lebenspraxis seit rund 35 Jahren endgültig beantwortet : Liebeskummer lohnt sich nicht („my darling“), weil es erstens „schade um die Tränen in der Na-hacht, oh yeah“ ist, und zweitens, „weil schon morgen dein Herz darüber lacht“ (alle Zitate aus dem Standardwerk von MALMQUIST, Siw, 1964 b) q. e. d.!
Olaf Wuttke, Hamburg
Die Tatsache berücksichtigend, dass unsere Gesellschaft einen reichhaltigen Fundus potenzieller Paarungskandidatinnen bereithält und ich mich mit meinen jugendlichen 20 Jahren auf der Klimax meiner körperlichen Leistungsfähigkeit befinde, würde ich sagen: NEIN. Liebeskummer lohnt sich wirklich nicht.
Johannes Burdach, Stelle
Lieber Bodo Schweizer, ohne dir zu nahe treten zu wollen, muss ich einwenden: Diese Frage enttarnt dich leider als Wenigleser. Mein Tipp: „Ansichten eines Clowns“ (H. Böll), „Betty Blue“ (P. Djian), „Liebesgedichte“ (E. Fried). Oder anders: Ohne Liebeskummer wäre es schlecht bestellt um die Weltliteratur! Dein Meike Schneider
(z. Zt. glücklich verliebt, also
nicht wirklich qualifiziert, was
die Schriftstellerei angeht!)
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Warum werden hart gekochte Eier am Eigelbrand nach dem Erkalten immer gün? (20. 11. 99)
Die Frage lässt sich ergänzen: Gibt es neben dem Eigelb-Rand auch den bei flüchtigem Lesen an dieser Stelle zunächst wahrzunehmenden Eigel-Brand? Ich plädiere nachdrücklich für Sinntrennung!
Dr. Thorsten Koch, Bissendorf
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Gibt es eine Psychologie oder gar Ästhetik des Wegwerfens von Zigarettenkippen? (20. 11. 99)
1. Das Wegwerfen von Zigarettenkippen ist eine Ausgeburt der Wegwerfgesellschaft, psychologisch gesehen ist es ein „Loslassenkönnen“.
2. In jedem Ort gibt es die großen gemeindeeigenen „Aschenbecher“: Gully mit Schlitzdeckel. Es wirkt schon sehr elegant (ästhetisch), wenn ich zum Beispiel versuche in einem gewissen Bogenschwung aus dem Handgelenk einen solchen Schlitz im Gullydeckel zu treffen. Oder wenn ich auf dem Gullydeckel tanze, um den verflixten Abfall endlich mit dem Fuß in einen der Schlitze zu bugsieren.
Martin Löffelholz,
mäßiger Raucher, Osterrönfeld
An der Universität Lüneburg existiert seit Juni 1999 das Institut für Kippologie. Forschungsgegenstand des Institutes sind im universitären Außenraum gesammelte Zigarettenkippen. Erste Präsentationen der bisherigen Ergebnisse zeigen, dass es eine Ästhetik von Zigarettenkippen an sich gibt (Informationen unter E-Mail: bohneuni-lueneburg.de). Aber die Frage war ja, ob es eine Ästhetik des Wegwerfens von Zigarettenkippen gibt. Meine Antwort: Ja.
Susanne Büttner
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Können diese Augen lügen? (13. 11. 99)
Und wie! Rainer Eberl, Langen
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Um wie viel nimmt man/frau maximal zu, wenn er/sie 1 Kilo Gummibärchen verzehrt?
(6. 11. 99)
Ihr habt am 13. 11. 99 von mir, Steffen Sachtleber, meine Antwort abgedruckt. Leider habt ihr bei der Formel den Faktor I weggelassen. Bitte, bitte unbedingt in der nächsten Ausgabe korrigieren – sonst macht die Formel keinen Sinn.
Steffen Sachtleber, Berlin
[Bitte sehr: „Für I gilt XL ‘ XE + XW+ XO + XZ.“ Jetzt ist alles klar – d. Red.]
Da 1 kg Gummibärchen einer Menge von 6,67 150-g-Tüten entspricht und die im Eigenversuch ermittelte kritische Brechreizschwelle bei ungefähr 3,2 Tüten liegt, nimmt man/frau nicht zu, sondern um wenigstens 500 g ab, da man sich unweigerlich nicht nur der Gummibärchen, sondern auch einer nicht unerheblichen Menge Flüssigkeit entledigen muss. Matthias Berg, Minden
Im Hinblick auf das zu erwartende Übelkeitsgefühl ist die Grenze wohl nach oben hin offen, wie auch bezüglich der gewichtsmäßigen Zunahme unter Berücksichtigung des sich anschließenden kaum stillbaren Durstgefühls. Die Zunahme an oraler Disziplin, selbiges aus o. g. Gründen fürderhin zu unterlassen, misst sich daran, inwieweit diese Erfahrung in den Schatz der Lehren, die man gelegentlich aus solch genussvereitelnden Episoden zieht, internalisiert wird.
Ansonsten vielleicht 1 Pfund – was weiß ich. Peter Eckebeiw,
Dortmund
Die maximale Gewichtszunahme beim Verzehr von 1 Kilo Gummibärchen wird nach der Formel M = 1/[2]x m1 bestimmt und liegt zwischen null (0) und unendlich ().
Entscheidend für M (Zunahme an Gewicht) ist weniger der Parameter m1 (Menge an Gummibärchen) als vielmehr der Faktor l, der eine typengebundene Naturkonstante ist und sich definitionsgemäß zwischen null und unendlich bewegt. Menschen mit einem hohen l-Wert wie zum Beispiel mein Freund Stefan (lStefan 1000) nehmen durch m1 = 1 kg (= hier konstant) nur sehr wenig zu (im Fall Stefan um M 1 mg), also praktisch überhaupt nicht!!! Kreisch! Menschen dagegen mit einem niedrigen l-Wert wie ich zum Beispiel (lSally 0,174) würden durch die gleiche Menge Gummibärchen sehr viel (in meinem Fall um M = 33,03 kg) zunehmen.
Der Faktor, mit dem l potenziert wird, ist materialabhängig. Bei Gummibärchen liegt er bei 2, bei Schokolade hingegen bei 15. Hierdurch lässt sich auch die irritierende (und absolut hassenswerte) Tatsache erklären, dass es Menschen wie den Stefan gibt, die anscheinend, je größer die Sünde auch ist, trotzdem umso weniger zunehmen.
Der persönliche l-Wert lässt sich leider nur durch langjährige Studien am eigenen Leib ermitteln. Sally Wulff, Burghausen
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