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Rooibush und Kaminzauber

■ Tee, Tee und nochmal Tee: Wenn's ans Schenken geht, stehen wilde Teemischungen und Teepräsente ganz oben auf der Liste / Alles über Geschenke und Anbaukontrollen

Glaubt man den Damen im Bremer Teehandelskontor, ist der gemeine Kaffeetrinker fast ausgestorben. Im Laden der Tee-Kette in der Böttcherstraße schwört Filialleiterin Hildegard Wissing jedenfalls mit ausladender Handbewegung: „Die Teetrinker werden immer mehr, das hat enorm zugenommen“. Kein Wunder also, dass es in Bremens Teeläden derzeit mächtig brummt: Neu-Tee-Trinker, die dem Koffein abschwören, suchen in diesen Tagen gemeinsam mit alten Teehasen nach Tee-Geschenken für Freunde, Bekannte und Anverwandte.

Das Bremer Teehandelskontor zum Beispiel lockt mit ausgefeilten „Präsentideen mit viel Glitzer, Glamour und Tee“ – nobel eingepackt im klassischen Kontor-Blau/Weiß. Da gibt's vom extra zusammengestellten „Golden Christmas“ Teeset mit japanischem Assam, Heidehonig und Teebonbons bis zum Millenium-Tee 2000 größte und kleinst-verpackte Teeüberraschungen. In den Regalen warten zudem noch weiß-blaue Porzellanbecher- oder Kannen auf Geschenke-Suchende – zusätzlich zu Teeuhren, Teenetzen sowie „erlesenen Honigspezialitäten“ vom Heide-, über Orangenblüten- bis zum Thymian-Honig.

Denn ob Privat- oder Büromensch: „Die Leute suchen immer mehr nach Alternativen zum koffeinhaltigen Kaffee“, berichtet Filialleiterin Hildegard Wissing – und finden sie vor allem im grünen Tee, der seit einigen Jahren „gigantisch gekommen ist“. Denn der enthält noch weitaus weniger Tein als der klassische schwarze Tee – weil die Teeblätter nicht wie beim Schwarzen braun-schwarz gegärt werden sondern ihre grüne Farbe durch Rollen und Dämpfen behalten.

Doch nicht nur deshalb wird der grüne Tee, der durch buddhistische Mönche aus China nach Japan kam, geschätzt: Er gilt seit Jahrhunderten als Heilmittel – wirkt anregend auf Stoffwechsel, Kreislauf und Immunsystem. Einzige Schattenseite der in Monokultur angebauten Teeblätter: Sie sind, so befand jüngst die „Stiftung Warentest“, zum Teil mit Pestiziden belastet. Ein Problem, auf das die meisten Teeladen-Ketten allerdings in vielen Fällen schon reagiert haben: Das Teehandelskontor zum Beispiel prüft alle Tees auf Rückstände, erklärt Tee-Tester Michael Meissner. „Wenn zuviel gefunden wird, kaufen wir die Tees nicht.“

Andere dagegen nehmen zunehmend Tees aus dezidiert biologischem Anbau ins Verkaufssortiment – wie die Ladenkette „Der Teeladen“: Sie kooperiert mit dem Siegel „Transfair“ und dem „Naturschutzbund“ in Deutschland, die qualitativ hochwertige Tees aus kontrolliertem Anbau beziehen. Die Tees werden aber ebenso einer Schadstoffprüfung unterzogen. Denn selbst quasi pestizidfreie Anbaustellen sind keine Gewähr für Pestizidfreiheit, weiß Teehandelskontor-Tester Michael Meissner: „Wenn nebenan anders angebaut wird, kann das schon wieder negative Auswirkungen haben.“

Gleichwohl aber beruhigt er: Der Umgang mit Pestiziden in den Anbauländern hätte sich bereits stark verändert: „Bei den Plantagenmanagern hat ein Wechsel stattgefunden: Sie reagieren auf die Wünsche der Händler“ – und die geben nur die Forderungen ihrer Kunden weiter: „Bei uns wird verstärkt nach kontrollierten und schadstoffgeprüften Tees nachgefragt“, berichtet Christin Lüdemann, Teeverkäuferin in der Bremer Dependance von „Der Teeladen“ in der Galeria Kaufhof.

Besonderer Renner aber ist bremenweit der neue „Rooibush“-Tee aus Afrika – beliebt wegen seiner kompletten Tein-Freiheit und seinem ganz ungewohnten Geschmack. Der Kräuter-Tee, gewonnen aus einer Art rotem Ginster-Busch, ist in Afrika das traditionelle Nationalgetränk – und ist im Handel zu haben wahlweise mit Caramel-, Pfirsich, -Vanille oder Zitronen-Geschmack. „Schmeckt fantastisch und ist gar nicht mit den traditionellen Kräutertees vergleichbar“, lautet die Einschätzung der Damen vom Teehandelskontor“ in der Böttcherstraße, die sämtliche Tees allerdings nicht direkt sondern über Teeimporteure auf Auktionen beziehen.

Wer aber Tee kaufen will, der direkt importiert wurde, kann mit der Berliner „Teekampagne“ Kontakt aufnehmen: Sie setzt seit 14 Jahren auf fairen Handel und Verkauf in Großpackungen – und kam daher auch in punkto Pestizidbelastung bei der „Stiftung Warentest“ auf die besten Testplätze. Die „Projektwerkstatt Teekampagne“ beliefert per telefonischer Bestellung von Berlin aus das gesamte Bundesgebiet. kat

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