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Den Lappen behalten

Endlich: Die taz outet sich als autofahrerfreundlichste Zeitung Hamburgs  ■ Von Erhardt Zierfandler

Dieser Zeitung wird gerne unterstellt, sie sei autofeindlich eingestellt. Der Neubau von Straßen werde ebenso angeprangert wie die allgemeine Umweltverpestung durch Abgase oder die Gefahr, die unschuldigen Radfahrern von den motorisierten Gewalttätern hinterm Steuer angetan wird. Hierbei handelt es sich, das sei an dieser Stelle ausdrücklich betont, um ein Vorurteil. Und um dieses zu entkräften, hilft folgender Aufruf:

Liebe jugendliche Autofahrer! Wenn Ihr einmal so richtig auf die Tube drücken wollt; wenn Ihr einmal erleben wollt, wie die Schüssel über die Landstraße kachelt, dass den Kühen schwindelig wird vom zusehen; wenn Ihr trotzdem nicht den Führerschein auf Probe (kurz: FaP), den Ihr humorvoll Lappen nennt, verlieren wollt: Dann fahrt mit den Golf GTIs Eurer Eltern nach Bad Segeberg.

Dort gibt es bei den Behörden Probleme mit den Computern. Es gibt „in ganz geringer Zahl“ Kreise, die „Sünden“ von Fahranfängern nicht der Datei für den FaP im Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) in Flensburg gemeldet haben, bestätigte gestern KBA-Sprecherin Angela Bartholmae. In diesen Fällen seien Verkehrssünder wahrscheinlich nicht erfasst worden, deren übliche Probezeit sich von zwei Jahren auf vier Jahre verlängert hätte. Es seien datentechnische Probleme, die nach Meinung des KBA eigentlich behoben sein sollten.

Jedenfalls untergrabe das Versäumnis „die präventive Wirkung“ des Fahranfänger-Registers. Von einer generellen „Narrenfreiheit für junge Raser“ könne keineswegs die Rede sein. Sehr wohl sei die Eintragung von Punkten in die „Verkehrssünderkartei“ erfolgt. Dieses Verkehrszentralregister besteht unabhängig von der FaP-Datei.

Von einer generellen Narrenfreiheit wollen wir von der taz hamburg, der „tatsächlich autofreundlichsten Zeitung in Hamburg“ auch gar nichts wissen. Es ist einfach nur schön zu wissen, dass die Jungrabauken sich auch einmal austoben können, ohne gleich den Führerschein zu verlieren. Denn ohne dürfen sie nicht fahren, werden noch schlechtere Autofahrer und somit zu einem Risiko. Zum Beispiel für Fahrradfahrer, die sie beim Rechtsabbiegen übersehen.

Die Logik leuchtet niemand ein? Stimmt, eine echte ADAC-Argumentation. Aber wenn es der Entkräftung von Vorurteilen dient.

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