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Schluck: Die drei kurzen magischen Filme des schwulen Newcomers Francois Ozon zeigen Menschen, die nix tun, aber fühlen, fühlen, fühlen: Das ist problematisch, aber schön

Mit seiner viel gerühmten Fassbinder-Adaption „Tropfen auf heiße Steine“ durfte der 1967 in Paris geborene Francois Ozon endlich zu den großen Festivals anreisen. Gefilmt hat er aber schon früher. Zum Beispiel „Sitcom“. Dort zeigt er dem lausigen Regisseurenpack von ,Lindenstraße', ,Dallas' und Konsorten, wie viel herzerschmetterndes Elend in 90 Filmminuten hineinzuquetschen sind mit ein bisschen gutem Willen und ökonomischem Sachverstand. Schlag auf Schicksalsschlag expediert er ein gothic-girl eher unfreundlich aus dem Fenster, rottet eine ganze Kernfamilie aus, glotzt auf Inzest und schreckt nicht einmal vor der Vergewaltigung unschuldiger Zucchini zurück.

Ganz anders jene drei Hybriden (mit 15, 26 bzw 67 Minuten Länge handelt es sich weder um richtige Kurz- noch um Langfilme), die das Atlantis-Kino jetzt zeigt. Bei „Besuch am Meer“ sieht man zwei Frauen an einsamer Meeresküste bei allerlei abenteuerlichen Aktivitäten zu, wie etwa Sonnenbaden, Radeln, Frühstücken, Einkaufen, ach, nehmen wir doch mal wieder Radeln, Baden - und warum nicht auch ein Strandspaziergang. Aber, Simsalabim, am Ende ist eine bleiche, in Psychokillermanier drapierte Leiche herbeigezaubert, zwar nicht aus einem Zylinderhut, aber aus einer schwülen, wortkargen Lethargie heraus, die voller kleiner Zeichen und Irritationen steckt. Und was ist der Grund für diesen orkanartigen Einbruch des Wahnsinns in die Herumlungerei: der Kinderwunsch, hach Gott. Auch in „Der kleine Tod“ (1996) geht es um ein Trauma, das so schwer und zäh im Magen liegt wie Linseneintopf: die Kränkung durch den Vater. Drumrum hochartifizieller Schnickschnack: Der gekränkte Schmachtfetzen auf zwei Beinen versucht, mit Hilfe eines Fotoapparats Peter Handkes ,Augenblick der wahren Empfindung' zurückzuerobern; er fotografiert sich und seine Lover während des Orgasmus.

Diese Mischung aus Pathos und gedanklicher Schlichtheit ist zweifelsohne zickig – aber wunderschön. Wie beim Konsum von Wagneroper taucht man nur allzu gerne in die elektrifizierenden Stimmungsbäder, auch wenn sie verdächtig sind. Und das leise Rascheln der Gräser und das sanfte Kräuseln des Meeres lullt uns zärtlich ein wie ein Wiegenlied, das aus fernen Zeiten uns zuruft, schluck, und gemahnt ... ick glob, es is besser, ick hör jetzt uff, Punkt, Schluss. bkIm Atlantis

PS: Der kürzeste Film ist übrigens federleicht - aber ungerecht: Der Sex eines Jungen mit einer Frau ist nett, heiß aber wird es erst mit einem Mann - naja, dafür gibt es mit der Frau die liebevolleren Blicke.

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