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Post von UnfriedSehr geehrter Kai Diekmann,

leider muss ich Ihnen, Herr Chefredakteur, mitteilen, dass mir meine Frau heute verboten hat, Bild mit nach Hause zu bringen.

Wie konnte es so weit kommen? Herr Chefredakteur, viele in Deutschland haben den Verdacht: Sie sind der Grund – und diese ganzen schlimmen Veränderungen.

– der Kommentar auf Seite 2: viel zu lang. Einmal schrieb ein Herr Döpfner 69 Zeilen. Interna. Wozu hat man ein schwarzes Brett?

der Sport. Nur noch Setlur und Samenraub. Was sagt denn da Max Merkel dazu? Und der Franz?

– Artikel über zwei Seiten. In der Kürze liegt die Würze. Ihre Worte.

– Ihr Herr Wagner. Auf Seite 2. Ist der eigentlich noch normal? Cui bono? (lat.: „Wem nützt das?“) Ein lustiger Satz im Monat. Über Boris und das „Sexualdelikt“, das sich „in Höhe Ihres Namens, Herr Kiefer, zugetragen hat.“ Gut. Aber zu wenig.

Für so was die Leserbriefe verbannen? Dort – gleich unter den Kommentaren – stand ja, „was sich die Redakteure so deutlich nicht trauen“ (die renommierte Süddeutsche). Verstehe: Jetzt trauen sich die Redakteure wieder selber. Aber – fragen sich Millionen Bild-LeserInnen: Muss das so plump sein? Soll man böse Gerüchte verbreiten? Darf man lügen? Manche sagen: Alles wieder wie 1968.

Hoffentlich nicht. Denn: Wer leidet am meisten darunter? Vor allem doch unsere Kinder.

Unter uns: Die Bild-Zeitung Ihres Vorgängers Herr Udo Röbel war schon was. Ein postmodernes Unterhaltungsprodukt. Überparteilich, weil apolitisch. Von erstaunlicher Leichtigkeit. Und in der Arbeit von Frau Dr. Kessler – fast subversiv. Jedenfalls manchmal. Stellen Sie sich vor: In der Redaktionskonferenz der taz war ich „der Mann, der Bild liest“. Für manche sogar: „Der Mann, der Bild gut findet.“ Und dafür brauchte ich mich nicht zu schämen. Das war Avantgarde.

Und heute: Als ich mit Bild in die Konferenz kam, drohten Kollegen mit Seilen und Handschuhen. Als meine Frau das Zeug über Cohn-Bendit („Kindergarten-Sex“) las, musste sie sich übergeben. Ich glaube, Herr Diekmann: vor Ekel. Über Bild.

Das kann nicht der Sinn sein.

Also: Wenn Sie eines Tages wieder eine gute Zeitung machen, dann sind wir die Ersten, die Sie loben. Ich bitte Sie um Verständnis, dass ich bis dahin nicht mehr der Mann sein kann, der Bild gut findet. „Die Lüge ist der Tod der Liebe.“ (Bild, 29. Jan.)

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Peter Unfried, stellv. Chefredakteur

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