: Grünes Glück für alle
Kanzler Schröder will die Green-Card-Regelung erweitern. Die Industrie freut sich, staatliche Arbeitsmarktforscher äußern sich ziemlich skeptisch
BERLIN taz ■ Die von Gerhard Schröder angekündigte Ausweitung der Green-Card-Initiative soll im Rahmen eines Gesamtpakets zur Zuwanderung geregelt werden, sagte Regierungssprecherin Charima Reinhardt gestern. In der von der Regierung berufenen Zuwanderungskommission unter Rita Süssmuth (CDU) werde diskutiert, welche Arbeitskräfte aus dem Ausland Deutschland brauche.
Für Heinz Putzhammer, Mitglied der Kommission und DGB-Vorständler, ist dieses Gesamtkonzept wichtiger „als ein Flickenteppich aus Green, Red oder Yellow Cards“. Es räche sich die jahrelange Weigerung der Unternehmen: „Jetzt kommen die, die nicht ausgebildet haben, und wollen Leute aus dem Ausland.“
So ist der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) über die angekündigte Initiative erfreut. Welche Bereiche außerhalb des IT-Sektors in Betracht kämen, sei aber noch nicht abzusehen, sagte BDI-Hauptgeschäftsführer Ludolf-Georg von Wartenberg am Freitag im Rundfunk: „Ich glaube, es melden sich jetzt viele Branchen. Vom Hotel- und Gaststättengewerbe bis zum Maschinenbau.“
Werner Dostal vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung aus Nürnberg hält nichts vom Kanzlervorstoß. Es sei schwierig, Berufe mit Arbeitskräftemangel zu finden, und der „Bedarf, der in der Öffentlichkeit geäußert wird, konzentriert sich auf Kirschenpflücker und die Gastronomie“. Die neue Green Card müsste sich aber an Berufsgruppen wenden, die ähnlich strukturiert sind wie die IT-Branche – „das sind die Bereiche für Hochqualifizierte, die weitgehend reglementiert sind, Ärzte und Juristen zum Beispiel“, erklärte Dostal. Da komme kaum ein ausländischer Spezialist rein. Die IT-Branche sei viel internationaler als andere, „und deshalb funktioniert die Green-Card-Regelung in diesem Bereich“.
Im Bundesarbeitsministerium ist man nach sechs Monaten mit der grünen Karte zufrieden, 5.000 Genehmigungen sind ausgegeben worden: „Im Sommer werden es 10.000 sein, 12.000 Interessenten sind noch in der Warteschleife,“ sagt Ministeriumssprecher Klaus Vater.
SEBASTIAN FISCHER
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