: Nach Hause geschickt
Bremer Totalverweigerer darf wie seine folgsamen Kameraden ins Wochenende fahren, obwohl er bereits zu einer Woche Disziplinar-Arrest verurteilt wurde
Bremen taz ■ Der Bremer Wehrdienstgegner Jannes von Bestenbostel durfte am Wochenende wie seine folgsamen Kameraden nach Hause fahren – obwohl er seit seinem „Dienstantritt“ in der Brandenburger Roland-Kaserne am Mittwoch sämtliche Befehle verweigert hatte und deswegen zwei Tage vorläufig festgenommen wurde (taz berichtete). Er hätte Ausgang, sei ihm mitgeteilt worden, so von Bestenbostel. Sollte er allerdings am Montag nicht auf der Matte stehen, sei ihm gedroht worden, ihn von den Feldjägern abholen zu lassen. So lange will der Totalverweigerer zwar nicht warten. Er werde aber durch Unpünktlichkeit ausdrücken, dass er weiterhin den Gehorsam verweigert, kündigte von Bestenbostel an. „Ich werde nicht mitspielen.“
Solche „Spielverderber“ beim Bund werden gewöhnlich in Disziplinar-Arrest genommen, damit sie danach geläutert ihren Dienst antreten. Das Paradoxe: Totalverweigerer machen von vornherein deutlich, dass der Arrest sie nicht zur Umkehr bewegen wird, dass sie sowohl den Kriegs- als auch den zivilen Wehrersatzdienst ablehnen. Auch von Bestenbostel hatte sich immer wieder so geäußert. Dennoch verhängte das Truppengericht einen zunächst einwöchigen Arrest. „Wenn ich am Mittwoch den nächsten Befehl verweigere, müssten sie mich einsperren.“ Eine weitere vorläufige Festnahme wäre illegal, so von Bestenbostel. Er rechnet damit, maximal viermal für jeweils drei Wochen in Disziplin-Arrest gesteckt zu werden, bevor ihn die Bundeswehr entlässt und er sich wegen Fahnenflucht auf ein Strafverfahren einstellen muss.
Von Bestenbostel will sich von diesen Aussichten nicht entmutigen lassen, sondern weiter auf seine Weise gegen die Wehrpflicht protestieren. Obwohl er sich durch Gespräche mit Totalverweigerern auf die Situation vorbereitet hatte, sei es beängstigend gewesen, von Vorgesetzten angeschrieen zu werden, sagte er. Einige der Rekruten hätten ihm allerdings zu seiner Entscheidung gratuliert und gesagt, „dass sie das eigentlich auch machen sollten“. EIKEN BRUHN
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen