: Weniger Schwund
Weil Medizin Zukunfts-Schwerpunkt sein soll, will der Senat dort weniger Studienplätze abbauen
Mit der Begründung, die Zahl der Medizin-Absolventen an der Hamburger Universität steigern zu wollen, hat der Senat gestern die Aufhebung einer Gesetzeshürde angekündigt. Senator Jörg Dräger (parteilos) sagte: „Wir benötigen in Zukunft mehr und nicht weniger Mediziner.“ Unerwähnt blieb jedoch, dass zugleich jeder zehnte Platz für Anfänger im Fach Medizin entfallen soll.
Wie die Wissenschaftsbehörde ankündigte, will die Regierung ein unter dem alten Senat beschlossenes Gesetz außer Kraft setzen, das einen Abbau der Studienanfängerplätze in Humanmedizin auf 300 Studierende bis 2009 vorsieht. Die Bürgerschaft muss der Aufhebung zustimmen. Das Gesetz stehe im Widerspruch zu den neuen Leitlinien für die Entwicklung der Hochschulen, mit denen Hamburg „auf das Zukunftsfeld Medizin und Biotechnologie setzt“, teilte der Senator mit.
Zwar sehen die im Juni vom Senat beschlossenen Leitlinien immer noch eine Senkung der Studienanfängerplätze vor, allerdings nur noch um zehn Prozent von derzeit 535 auf 480 im Jahr 2009. Sie beruhen auf Bedarfsanalysen einer Expertenkommission unter Alt-Bürgermeister Klaus von Dohnanyi (SPD), die allerdings in Hochschulkreisen umstritten sind. Demnach werden in den Hochschulen künftig Anfänger- und Absolventenzahlen vorgegeben.
Insgesamt sollen bis 2009 in Hamburg 1.750 junge Menschen weniger studieren. Während vor allem die Wirtschafts- und die Ingenieurswissenschaften geschont werden, sollen die Geistes- und Gesellschaftswissenschaften jeweils ein Drittel ihrer Anfängerplätze abbauen. Auch die Hochschule für Bildende Künste soll demnach 34 Prozent weniger Studierende aufnehmen. EVA WEIKERT
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