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Marke Hammonia

Neue PR-Gesellschaft soll Hamburg weltweit ein unverwechselbar attraktives Gesicht verpassen. Handelskammer mischt kräftig mit

Die Zukunft gehört nicht den großen, sondern den wachsenden Städten

von GERNOT KNÖDLER

Man könnte es so interpretieren, dass der Senat kalte Füße bekommt: Die Hafen-City kommt nicht so richtig in Schwung, der Büroleerstand wächst – dem Senatskonzept wachsende Stadt droht bei der Ansiedlung von Unternehmen Schlagseite. Damit solche Gedanken sich erst gar nicht verfestigen, wollen Senat und Handelskammer das Potenzial an Begeisterungsfähigkeit und Engagement nutzen, das sich im Zuge der Olympia-Bewerbung gezeigt hatte. Gestern beschlossen sie, eine Marketing-Gesellschaft zu gründen, die „Hamburg zu einer international unverwechselbaren Marke“ entwickeln soll.

„Die Zukunft gehört nicht den großen, sondern den wachsenden Städten“, verkündete Bürgermeister Ole von Beust (CDU) als ceterum censeo. Um zu den Siegern zu gehören, benötige eine Stadt „Dynamik, Dauerhaftigkeit, Unterschiedlichkeit und Vielfalt“. Der Bürgermeister schien dabei allerdings weniger an die Bambule-Leute zu denken, als an Hamburgs „facettenreiche Wirtschaft“, seine „starken und traditionsreichen Handelsbeziehungen“, hohe Lebensqualität und gute Infrastruktur.

Alles paletti also, außer dass das keiner mitbekommen hat, insbesondere im Ausland. Eine Studie eines international agierenden Beratungsunternehmens habe Hamburg Defizite bei „City-Promotion and Branding“ nachgewiesen: Die Stadt macht zu wenig oder unwirksame Werbung und vermittelt kein einheitliches Bild nach außen.

Damit sich das ändert, will der Senat die Aktivitäten der existierenden Hamburg-Vermarkter in einer neuen Gesellschaft koordinieren. Die Hamburg Tourismus GmbH, die Werbung der Hamburg Messe- und Congress-Gesellschaft, die Hamburgische Gesellschaft für Wirtschaftsförderung, hamburg.de, den Verein Hafen Hamburg Marketing und die Gesellschaft für Hafen- und Standortentwicklung, die die Hafen-City vermarktet, soll es auch in Zukunft geben.

„Wir wollen uns nicht hinsetzen und gucken, wie kann man den Hafen besser vermarkten“, sagte der Bürgermeister. „Das kann der selbst am besten.“ Die neue Hamburg Marketing GmbH soll jedoch eine Dachmarke entwickeln, wie Handelskammer-Präses Karl-Joachim Dreyer sagte, und dabei als Dienstleister für die existierenden Vermarkter auftreten.

Zugleich soll die Gesellschaft die Leitprojekte zum Senatskonzept wachsende Stadt begleiten: den „Sprung über die Elbe“, die „Sportstadt Hamburg“, die „Metropole des Wissens“, sowie „Welcome to Hamburg“ – Hammonia als attraktives Ziel für talentierte und qualifizierte Zuwanderer. Mit Stärken wie dem Hafen, der Flugzeugindustrie, dem China- und Baltikum-Handel, der Medienwirtschaft und der Medizintechnik zu werben, reiche nicht aus, sagte von Beust.

Die GmbH soll zu 70 Prozent von der Stadt und zu 30 Prozent von der Handelskammer getragen werden. Beide teilen sich die laufenden Kosten von 800.000 Euro für einen Geschäftsführer mit bis zu vier Mitarbeitern. Die GmbH wird auf drei Jahre gegründet und dafür von der Stadt mit einem Marketing-Etat von 15 Millionen Euro ausgestattet. Danach soll über ihre Zukunft entschieden werden.

Die Geschäftsführung übernimmt der bisherige persönliche Referent von Hans-Jörg Schmidt-Trenz, Hauptgeschäftsführer der Handelskammer: Hariolf M. Wenzler werde dafür die Kammer verlassen, wie von Beust mitteilte. Der Bürgermeister selbst wird dem Aufsichtsrat vorsitzen, dem sechs Mitglieder des Senats und drei der Handelskammer angehören sollen. Für das Standort-Marketing und die Leitprojekte soll es jeweils einen Beirat geben, in dem die alten Marketing-Gesellschaften vertreten sein werden.

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