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Die Kunst, glücklich zu machen

Erst kommt der Einkauf, dann die Moral: Mit Freeshop beweist die dänische Künstlergruppe Superflex unwiderlegbar, dass niemand eine Insel ist

Schon der Mann direkt vor ihr war überrascht gewesen – und hatte sein Geld kopfschüttelnd wieder im Portemonee verstaut. Aber die junge Frau sucht trotzdem die überschlagene Summe aus ihrer Börse, legt sie auf den Tresen. Und sie errötet, als ihr Cemal Elmasta die Rechnung präsentiert, 0,00 Euro, und die Münzen und den Schein einfach zurückschiebt.

„Nein“ sagt sie, und „Warum?“ und will es partout nicht wahrhaben und drängt das Geld wieder in Richtung des Händlers. Der aber steckt’s mit feinem Lächeln in die dünne Tragetasche, zu Schnittlauch und Granatapfel. „Heute ist alles kostenlos.“

So geschehen gestern am Dobben in einem kleinen Feinkostladen im Souterrain. Der war, nach einem Käse-Stand auf dem Findorff-Markt und einem Lebensmittelgeschäft in der Pappelstraße die letzte diskrete Bühne, auf der die dänische Künstlergruppe Superflex ihre Performance „Free Shop“ spielen ließ. „Überall sind die Leute so verantwortungsvoll mit ihrem Einkauf umgangen“, sagt Jörg Griese, der gemeinsam mit Eva Schmidt von der Gesellschaft für Aktuelle Kunst die Aktion „Niemand ist eine Insel“ kuratiert hat. Deren 16, über die ganze Stadt verteilte Kunstprojekte, ereignen sich in ungewohnter Heimlichkeit. Das fraglos gewagteste: „Free Shop“. Zugleich beweist’s: John Donne hatte recht. No man is an island – das ist die lautere Wahrheit. Nein, keiner greift zum Handy und alarmiert den Bekanntenkreis. Aufgebrochen aber ist die Konzentration auf den Einhol-Zettel. Besorgte Fragen wenden sich an den Verkäufer. Löst Ihr den Laden auf? Oder habt Ihr Jubiläum?

Der Mann im Trainingsanzug schaut sich um, als werde er jetzt gleich in die Vollen greifen. „Na dann hol ich gleich noch was!“ Der Händler, bester Laune, bleibt ruhig, „mach doch“. Aber es geschieht nichts. Der Beschenkte steigt die Stufen hoch, zurück auf die Straße. Die Tüte ist nicht einmal prall gefüllt. „Mich wundert das“, sagt Elmasta. Niemand nütze das aus: „Nur zwei Flaschen Wein haben Leute noch extra mitgenommen.“ Das Regal steht prall gefüllt, und Oliven und Schafskäse und frisches Brot duften.

Schräg gegenüber haben Fahrradkuriere ihr Quartier. Das Schönste sei, befindet Carsten Hartung, „zu beobachten, wie die Leute aus dem Laden kommen.“ Richtig glücklich seien die. „Wenn das Kunst ist“, stellt der Kurierfahrer fest, „finde ich Kunst gut.“ Bes

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