: Agfa vorerst wieder flüssig
Die insolvente Agfa-Photo GmbH soll in zwei Monaten saniert sein. „Erste Priorität“ habe der Erhalt von Arbeitsplätzen, sagt der Insolvenzverwalter. Nach den Ursachen für die Pleite wird später gesucht
VON JÜRGEN SCHÖN
Der zahlungsunfähige Film- und Fotopapier-Hersteller Agfa-Photo ist gerettet – zumindest vorläufig . Das „drängende Problem“ der Liquidität bestehe nicht mehr, teilte der vorläufige Insolvenzverwalter, der Kölner Rechtsanwalt Andreas Ringstmeier, gestern mit. Der alte Firmenbesitzer, die belgische Agfa-Gevaert, habe sich bereit erklärt, noch nicht fällige Zahlungen schon letzt zu leisten. Insgesamt geht es um 50 Millionen Euro, die erste Rate in Höhe von 17 Millionen werde umgehend überwiesen, sobald der Agfa-Photo-Aufsichtsrat eine Kurzfassung seiner gestrigen Sitzung gefaxt habe.
In Kürze soll die Produktion wieder auf vollen Touren laufen. Aus Angst vor unbezahlten Rechnungen hatten einige Lieferanten ihre Lieferungen eingestellt, so dass unter anderem im Leverkusener Stammwerk seit Montag teilweise die Maschinen still standen. Auch das bislang ausstehende Maigehalt soll den bundesweit 1.800 Beschäftigten in den nächsten Tagen ausgezahlt werden, sagte Ringstmeier. Die Gehälter von Juni und Juli seien ebenfalls gesichert. Das Amtsgericht habe seinem Antrag auf Vorfinanzierung der Gehälter zugestimmt, die Zusage einer Bank auf Absicherung der Gehaltszahlungen liege inzwischen vor.
Zu den Ursachen der überraschenden Insolvenz machte Ringstmeier keine Angaben. Erst wenn die „dringendste Zukunftssicherung“ erreicht sei, werde er in einem Gutachten für das Gericht der Frage nach den Ursachen und der Schuld an der Insolvenz nachgehen.
Bis Anfang August soll Agfa-Photo nun saniert werden. „Erste Priorität“ habe dabei dabei die „Sicherung von möglichst vielen Arbeitsplätze, die Sanierung des Betriebs und die Sicherung der Marktchancen für die Marke Agfa“, so Ringstmeier. Als Insolvenzverwalter stünden ihm Sanierungsmöglichkeiten zur Verfügung, die eine Geschäftsführung nicht hätte: etwa die Möglichkeit, belastende Verträge vorzeitig zu beenden oder Gläubiger zu einem Teilverzicht zu bewegen. Auch der Personalabbau sei in der Insolvenz leichter. Folgeinsolvenzen von Tochterunternehmen der Agfa-Photo schloss Ringstmeier nicht aus.
Der Aufsichtsrat, der gestern mehrere Stunden lang im Kölner Flughafen tagte, hat den Kölner Rechtsanwalt Hans-Gerd Jauch in die Geschäftsführung aufgenommen. Jauch gilt als erfahrener Insolvenzverwalter, der unter anderem Babcock betreute. Seine Bestellung soll es dem Unternehmen ermöglichen, das Insolvenzverfahren eigenverantwortlich abzuwickeln.
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