: Tanz der Drummerin
Percussions aus Dänemark: Marilyn Mazur in der Fabrik
Nur wenige Kilometer nördlich von Hamburg existiert in Dänemark eine höchst lebendige Jazzszene mit internationalem Anschluss. Die Percussionistin Marilyn Mazur, die jetzt in der Fabrik gastiert, lernte hier Mitte der 80er Jahre den Trompeter Miles Davis kennen und gehörte fortan als einzige Frau zur Band des Superstars.
Doch sie lässt sich nicht gern auf die Rolle als Sidewoman reduzieren und präsentiert daher heute abend ihr jüngstes eigenes Projekt: Percussion Paradise, ein Quartett, bestehend aus vier Schlagzeugerinnen, mit der brasilianischen Sängerin Flora Purim als Frontfrau. Als Jugendliche hatte Marilyn Mazur jahrelang Klavierunterricht genossen, aber weil man damit in den 70er Jahren nur ein klassisches Studium beginnen konnte, wechselte sie zum Schlagzeug. „Das Physische in der Musik lag mir nahe, schließlich war ich auch Tänzerin. Drumming fühlt sich so an wie Tanzen. Und schließlich gab es keine Frauen; niemand spielte Schlagzeug, das hat mich sehr aufgeregt. Ich musste das machen.“
Anders als die meisten Percussionisten, die stoisch hinter ihren Trommeln sitzen, ist Marilyn Mazur auf der Bühne ständig in Bewegung. Mit Flora Purim hat sie sich eine Partnerin gesucht, die dieser Energie einiges gegenüberstellen kann. Die brasilianische Sängerin war schon in den 60er Jahren nach New York gekommen und hatte mit ihrem Mann Airto Moreira, Chick Corea und Stanley Clarke in der Band Return to Forever Jazzgeschichte geschrieben. Und obwohl sie seit den 80er Jahren nur noch unregelmäßig Platten aufnimmt, gehört ihre Musik mit ihren Akzenten zwischen tropischer Lautmalerei und Klangexperiment, Samba-Leichtigkeit und funkigem Biss immer noch zu den wichtigsten Beiträgen der südamerikanischen Musik zum Jazz.
Als Sängerin mit einem Rhythmus-Quartett aufzutreten ist wohl selbst für Flora Purim eine seltene Gelegenheit. Ein Quintett in dieser Besetzung dürfte im Jazz einmalig sein, längst haben HipHop, House und Techno die Vorherrschaft des Rhythmus zum Markenzeichen des aktuellen Pop gemacht.
Tobias Richtsteig
Do, 4.8., 21 Uhr, Fabrik
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