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: Rothaarig am 32. Oktober

Das Klatschblatt „InTouch“ verkauft sich bombig. An seiner journalistischen Qualität kann das nicht liegen

Nein, sagt die Zeitungsverkäuferin, dieses Blatt sei nicht für marode Frauen. „Es ist für Frauen, die sich amüsieren wollen!“ Es sei lustig, „weil es so lachhaft ist. Das nimmt doch niemand ernst!“ Auch ihre Tochter liebt die sorgenfreie Unterhaltung, und „die hat immerhin Abitur“. Was MAD in der Jugend, ist InTouch fürs Erwachsenenalter? Kommentierte Bilder gucken mit Brüllgarantie?

Seit gut einem Jahr ist das Heft wöchentlich auf dem Markt und hat sich in der Sparte der Star-Watching-Hefte bei einem Preis von 1,80 Euro und ca. 276.000 verkauften Exemplaren etabliert. Der Macher des Blattes, Thomas „Doc“ Schneider, wurde von V.i.S.d.P., dem soeben vom Heft zum PDF-File um/eingestellten Medienmagazin, als „Magazin-Journalist des Jahres“ nominiert. Für die Herrenredaktion sind Zahlen wohl alles. Qualität kann kein Kriterium gewesen sein.

InTouch ist Gefühl“, heißt es auf der Homepage des Bauer-Verlags. „Es geht ums Staunen, Kopfschütteln, Augenzwinkern, Bewundern – eben ganz lebensnah.“ Staunen kann man in der Tat. Kopfschütteln ebenso. Auch ohne Abitur. Über die mangelnde Sorgfalt, mit der das Blatt wöchentlich zusammengeklatscht wird, etwa. So ist in Ausgabe 43 auf Seite 42 eine rothaarige Kirsten Dunst zu sehen mit der Bildunterschrift: „Für die Rolle als Marie Antoinette färbte Kirsten ihr Haar rot.“ Auf Seite 6 zeigen sie die Darstellerin in ihrer Rolle. So blond wie auf allen Bildern zum Film. In der Style-Rubrik Tops & Flops werden die Top- und Flop-Pfeile durcheinander geworfen, in Heft 45 wird ein Auftritt John Travoltas mit dem 32. Oktober datiert. In Heft 45 hingegen wird eine Tatsachenbehauptung aufgestellt, die presserechtlich arg bedenklich ist. So titelt das Magazin zu Nicole Kidman: „Psycho-Kollaps! Nach dem Drogendrama ihres Mannes Keith Urban ist auch sie in Therapie.“ Unterm Editorial heißt es gar: „Die neue InTouch enthüllt: Psycho-Kollaps – jetzt ist auch Nicole in Therapie!“ Der entsprechende Text kommt dann gänzlich ohne Beweis aus. Oder ist das Therapie, wenn Mrs Kidman ihren Vater, „einen angesehenen Psychologen aus Sydney“, nach Nashville kommen lässt, damit er ihr „mit professioneller Beratung und väterlicher Fürsorge“ beisteht?

Dass InTouch des Weiteren mit Tatsachenverdrehungen angefüllt ist, den Algenteppich des Showbizzteichs beim Schwappen zeigt, ist Teil des Geschäfts. Ob das lustig ist, muss jeder selbst entscheiden. Dass der Macher dieses journalistischen Schrotts für einen Medienpreis nominiert wurde, gibt allerdings zu denken. Wer führt da den Stift? Alfred E. Neumann? Silke Burmester