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Die Stunde der großen Reden in Harare

■ Südafrika weiter im Mittelpunkt des Blockfreientreffens / Castro nennt neue Bedingungen für Truppenabzug aus Angola

Harare (wps/ap/afp) - Neben zwei aufsehenerregenden Reden des libyschen Revolutionsführers Ghaddafi, (der die Auflösung der Konferenz forderte) und des iranischen Staatschefs Khameini, der gegen Erzfeind Irak wetterte, stand das Blockfreientreffen in der zimbabweschen Hauptstadt Harare am Dienstag und Mittwoch wieder im Zeichen der Südafrikadiplomatie. Zum ersten Mal liess Kubas „Maximo Lider“ Fidel in seiner Rede durchblicken, daß eine Lösung der Namibia–Frage inzwischen nicht mehr ausreiche, um die 20.000 in Angola stationierten kubanischen Soldaten zum Abzug in die Heimat zu bewegen. Solange das rassistische und faschistische Regime in Pretoria an der Macht sei, gebe es keine Sicherheit für Angola, daher würden die Truppen erst nach dem Fall der weissen Herrschaft am Kap in ihre Heimat zurückkehren, sofern Angola mit ihrer Präsenz so lange einverstanden sei. Falls Namibia vor der „Machtübernahme der Schwarzen in Südafrika in die Unabhängigkeit entlassen werden sollte, würden die Kubaner aus den Kampfgebieten im Süden Angolas abgezogen und für andere Aufgaben eingeteilt. Libyens Ghaddafi bot in einem Interview mit dem zimbabweschen Fernsehen an, militante Gegner des Apartheidregimes auszubilden.Der Präsident von Mosambik, Samora Machel, hat Südafrika vorgeworfen, es führe einen unerklärten Krieg gegen sein Land, der bereits „100.000 Menschenleben und Sachschäden im Wert von vier Milliarden Dollar“ gefordert habe. Trotz des 1984 unterzeichneten Nichtangriffs–Paktes zwischen Maputo und Pretoria ziele das südafrikanische Regime auf eine Zerstörung Mosambiks ab. Dazu benutze Pretoria „bewaffnete Banden und Pseudo–Guerillas“. „Gewissen westeuropäischen Ländern“ warf er „Komplizenschaft“ mit Südafrika vor. Auch der peruanische Präsident Garcia verpackte seine Botschaft ganz in das gängige Südafrikavokabular. Er warf den Industriestaaten vor, sich mit Hilfe ihrer Technologie und ihrer finanziellen Entscheidungsgewalt durchzusetzen und der Dritten Welt gegenüber eine Art wirtschaftliche Apartheid und finanziellen Rassismus zu betreiben.

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