Deja vu

■ In Österreich können die Deutschnationalen in der FPÖ zum Zünglein an der Waage werden

Zu Österreich fällt mir seit Waldheim nichts mehr ein. In einem Land, in dem einer die Präsidentschaftswahlen gewinnt, weil seine Vergangenheit nationalsozialistisch angehaucht ist, braucht man sich schließlich nicht weiter zu wundern, wenn ein Verein wie die Freiheitliche Partei FPÖ, in der sowieso eine Reihe Leute ihre politische Heimat gefunden haben, die dem Nationalsozialismus nicht sonderlich kritisch gegenüber stehen, auch einen zum Vorstand wählt, der für diese Haltung steht. Eine konsequente Handlung, bei der die Vorherrschaft des städtischen, etwas liberaleren Flügels, an dessen Spitze der bisherige Parteivorsitzende, Vizekanzler Steger, seit 1977 stand, gebrochen wurde. Nun repräsentiert die Parteispitze wieder ihre ländliche Mehrheit: die Deutschnationalen. Für soviel Offenheit müssen die Österreicher ihren Freiheitlichen eigentlich dankbar sein, wenigstens weiß man dort, woran man ist. Aber auch die SPÖ macht ihrem Ruf Ehre. Bundeskanzler Franz Vranitzky erklärt zwar, Steger sei ihm lieber, jedoch läßt er sich „alle Optionen offen“ - schließlich könnte die SPÖ, die erst Mitte Juni den Kanzler Sinowatz gegen Vranitzky hatte austauschen müssen, bei vorgezogenen Neuwahlen ihre absolute Mehrheit verlieren. Und so werden es die sozialdemokratischen Machtpolitiker wohl noch einmal mit dem deutschnationalen Partner versuchen, wenn sie nicht von einem Häuflein aufrechter Sozis daran gehindert werden. Antje Bauer