Das Vergängliche und das Bleibende

Aachen (taz) - 69 Prozent der Einwohner Aachens bekennen sich mehr oder minder energisch zum katholischen Glauben. Mehr oder minder freudig nahmen sie während der Aachener Katholikentage Einschränkungen der persönlichen Bewegungsfreiheit. Aber das ist ja nun passe. Überstanden, vorbei und vergangen, wie der geheimnisumwitterte Haifa–Virus, der einige Tage lang ohne Ansehen der Person Fromme, Ketzer und Sünder mit Durchfall plagte. Die unschätzbaren Gäste, die nie genau gezählten, haben sich verzogen. Die siebzigtausend Pilgerbrote im Zigarettenpäckchenformat, die ein Aachener Spezialunternehmen eigens zum Katholikentag kreiert hatte, sind für eine DM pro Stück verkauft, gegessen und verdaut worden. Was bleibt nun außer den Resten und den mehr oder minder berauschenden Erinnerungen? Na klar doch: Die sechs vollautomatischen Toilettenanlagen, deren Aufstellung ein Ratsausschuß in letzter Minute vor dem Ausbruch des Katholikentages abgesegnet hatte. Diese Entsorgungseinrichtungen erwiesen sich während der Katholikentagspremiere als Kommunikationszentren erster Güte - ständig von Bedürftigen umlagert, denen Erleichterte erläuterten, „wie es geht“: Fünf Groschen rein, Tür auf, Eintritt, Tür zu, Entleerung bei Musik, Tür auf, raus, selbsttätige Reinigung. Der Nächste bitte. Das regte die Phantasie an: Ob man wohl für einen Fünfziger eine ganze Prozession durchschleusen könne, wenn jeder nach Beendigung des Geschäfts mit dem Fuß die Tür so lange blockiert, bis der Nachfolger Platz genommen hat? Ob die Musik nicht auf die jeweils aktuellen städtischen Ereignisse abgestimmt werden müsse: Orgelbrausen zum Katholikentag, Heidewitzka zum Karneval, Hopphopphopp zum Reitturnier? Oder „Nun ade, du mein lieb Heimatland“, zum Super– GAU. nn