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Moskaus Zeigefinger Richtung Polen

■ Parteichef Gorbatschow billigt indirekt die polnische Gefangenen–Amnestie / Warnung an Solidarinosc

Berlin (taz) - Aus Anlaß der Amnestie für alle 225 politischen Häftlinge in Polen hat der sowjetische Parteichef Michail Gorbatschow in einer „Botschaft an die polnischen Arbeiter“ erklärt, in Polen gebe es immer noch Menschen, die versuchten, auf „zynische und gefährliche Weise mit dem Schicksal des polnischen Volkes zu spielen“. Moskau habe nicht vergessen, welchen Schwierigkeiten sich Polen in den vergangenen Jahren gegenübergesehen habe, hieß es in seiner Erklärung, die vom sowjetischen Botschafter in Polen, Wladimir Browikow, vor den Beschäftigten einer Textilfabrik in Lodz verlesen wurde. Gleichzeitig wurde diese Erklärung vom polnischen Fernsehen gesendet. Polen habe in dieser Periode erneut die Stärke des „sozialistischen Internationalismus“ gezeigt. Auch sei ein klarer Trennungsstrich zwischen jenen gezogen worden, „die ein unabhängiges und blühendes Polen wollen“ und jenen, die es nicht wollten, hieß es in der Botschaft aus Moskau. Unterdessen hat die polnische Bischofskonferenz die „mutige Verwirklichung des Amnestiegesetzes vom 17. Juli“ gewürdigt und gleichzeitig zur wahren nationalen Verständigung aufgerufen. Ohne die nationale Verständigung sei es unmöglich, Polen aus der tiefsten Krise seiner Nachkriegsgeschichte herauszuholen. Menschen mit anderer Weltanschauung sollten „ihren Verstand, ihr Wissen und ihre Energie“ zum Wohl des Landes nun besser einsetzen können, sagten die Bischöfe auch mit Blick auf die Solidarnosc. Unterdessen begannen in der Opposition Beratungen um die weitere gesellschaftliche Auseinandersetzung und die Mittel, mit denen diese geführt werden soll. Florian Bohnsack

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