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Cap Anamur braucht neue Ärzte

■ Das Komitee fordert die Freistellung von Ärzten in Krankenhäusern: „Fantastischer Beitrag für Entwicklungshilfe“ / Not–Ärzte–Komitee will aber trotz aller Schwierigkeiten weiterarbeiten

Bonn (ap) - Das Komitee Cap Anamur/Not–Ärzte hat zunehmende Schwierigkeiten, qualifizierte Ärzte und Krankenschwestern für seine Dritte–Welt–Projekte zu finden. Wie Rupert Neudeck vom Vorstand der Organisation am Mittwoch in Bonn erklärte, wird es für Ärzte und Schwestern oft sehr schwierig, nach einem sechsmonatigen Einsatz in einem Entwicklungsland wieder einen entsprechenden Arbeitsplatz in der Bundesrepublik zu erhalten. Neudeck schlug vor, daß die Leitungen der Krankenhäuser in der Bundesrepublik jeweils einen ihrer Ärzte für den Dritte–Welt– Einsatz freistellen. „Das wäre ein phantastischer Beitrag für die Entwicklungs– und Ausbildungshilfe, die der Gesundheit der deutschen Bevölkerung keinen Abbruch tut“, sagte Neudeck vor der Presse in Bonn. Den Kliniken wäre es dadurch außerdem möglich, „den vielen arbeitslosen Ärzten von der Straße einen Zeitvertrag für ein halbes oder ein Jahr zu geben“. Interessenten sollen sich beim Komitee Cap Anamur in Köln (Komödienstasse 48, Telefon 12 21 66) melden. Wie Neudeck ferner berichtete, wird das Komitee Not–Ärzte seine Arbeit für die Menschen trotz aller Schwierigkeiten fortsetzen. Not und Elend seien weiterhin zu groß um aufzuhören. Wirkungsmög lichkeiten seien unter anderem in Afrika und Asien gegeben. In dem von der Sowjetunion besetzten Afghanistan wolle man mit einer französischen Organisation zusammenwirken. Besondere Sorge bereite die dramatische Hungersituation im Süden des afrikanischen Staates Sudan. Dort sind nach Angaben des Internationalen Roten Kreuzes mindestens drei Millionen Menschen vom unmittelbaren Hungertod berdroht. „Nicht etwa die Dürre, sondern ein Bürgerkrieg dezimiert die Menschen“, klagte Neudeck. Man hoffe auf eine Änderung der „politischen Großwetterlage“. Politiker seien gefordert. Jedoch bereits jetzt müsse den Menschen vor Ort geholfen helfen. Die Not– Ärzte seien dabei, ein Projekt im Süden vorzubereiten. Gesucht würden unter anderen risikobereite Ärzte und Krankenschwestern. Gefragt seien nur solche, die „ahnen können, was es heißt, in einer von der mitteleuropäischen Zivilisation völlig fernen und fremden Welt improvisatorisch und ohne Rückversicherung für Wohlbefinden und Gemütlichkeit zu arbeiten“.

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