piwik no script img

D O K U M E N T A T I O N SDI–Programm ein Trick

■ Auszüge aus Gorbatschows Fernsehansprache am Dienstag

„Wir legten auf den Verhandlungstisch ein umfangreiches Paket konkreter Maßnahmen, die, wenn sie angenommen worden wären, eine neue Epoche im Leben der Menschheit einleiten würden, eine Epoche ohne Kernwaffen. (...) Wir sind folgender Auffassung: Wenn wir in eine völlig neue Situation eintreten, in der eine wesentliche Reduzierung der Kernwaffen beginnt und ihre Liquidierung in einer überschaubar kurzen Zeit in Aussicht steht, ist es notwendig, sich vor allen Eventualitäten zu sichern. Es geht um Waffen, die bis auf den heutigen Tag den Kern der Verteidigung unseres Landes ausmachen. Deshalb muß alles ausgeschlossen werden, was im Verlauf der Abrüstung die Parität zerstören könnte. Es muß jedwede Möglichkeit zunichte gemacht werden, neue Waffentypen zu entwickeln, die eine militärische Überlegenheit sichern. (...) Das (SDI–Programm) ist ein ausgesprochener Trick. Haben wir doch vorgeschlagen, nicht nur die strategischen, sondern alle Kernwaffen zu vernichten, über die die USA und die UdSSR verfügen und zwar unter strengster Kontrolle. Warum dann die Frage nach der Notwendigkeit, die „Freiheit Amerikas“ sowie die seiner Freunde vor den sowjetischen Nuklearraketen zu schützen? Es wird doch diese Raketen überhaupt nicht mehr geben. Wenn es keine Kernwaffen mehr gibt, warum sich dann gegen sie verteidigen? Folglich hat dieses ganze Sternenkriegs–Vorhaben einen zutiefst militaristischen Charakter und zielt auf die Erlangung militärischer Überlegenheit über die Sowjetunion ab. (...) Die amerikanische Führung wird wahrscheinlich eine gewisse Zeit benötigen. Wir sind Realisten und uns völlig darüber im klaren, daß Fragen, die lange Jahre, keine Lösung gefunden haben, nicht auf Anhieb gelöst werden können.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen