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Ausgangssperre in US–Basis

■ Nach Angriffen der Kurdischen PKK wurde im türkischen NATO–Stützpunkt der Alarmzustand ausgerufen / Die sichersten US–Einrichtungen im Nahen Osten werden unsicherer

Aus Istanbul Ömer Seven

In dem NATO–Stützpunkt Pirinclik nahe der kurdischen Stadt Niyarbakir in der südöstlichen Türkei ist der Alarmzustand ausgerufen worden, berichtete die türkische Zeitung Milliyet. Bei Princlik handelt es sich um den größten Luftwaffenstützpunkt der NATO im Nahen Osten. Die dort stationierten 400 US– Militärexperten erhielten Ausgangsverbot. Die Maßnahme ist offensichtlich die Antwort darauf, daß die kurdische Guerilla–Organisation PKK in jüngster Zeit in der Lage war, strategisch zentrale Militäranlagen unmittelbar anzugreifen. So gelang es der PKK am 18. Oktober einen Raketenangriff auf den Radarstützpunkt Mardin, der etwa 30 Kilometer von der Grenze zu Syrien entfernt liegt, durchzuführen. Nach Regierungsangaben aus Ankara flüchteten die Angreifer, als die Militärs das Feuer erwiderten. Der Vorfall wurde zuerst in der türkischen Presse verschwiegen, die ein paar Tage später erfolgte Erklärung des türkischen Generalstabes bestätigte nur ein paar Gewehrschüsse. Mittlerweile fürchtet der türkische Generalstab offensichtlich Anschläge auf irakisch–türkische Pipeline, Brücken und Staudämme in den kurdischen Gebieten und verstärkt dort die militärische Präsenz. In der Vergangenheit hatte sich die PKK hauptsächlich darauf beschränkt, kleinere Kasernen der türkischen Armee oder einzelne Wachposten anzugreifen. Unmittelbar gegen strategisch zentrale Militärstützpunkte gerichtete Anschläge stellen ein Novum in dem Krieg in Kurdistan dar, die alsbald auch US–Soldaten treffen könnte. Die von der US–Armee als sicherste Militäreinrichtungen im Nahen Osten angesehenen Militärstützpunkte auf kurdischen Gebieten in der südlichen Türkei sind in jedem Fall nicht mehr tabu.

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