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Das Rote Kreuz bannt Südafrika

■ Konferenz schließt gegen Stimmen der westlichen Länder südafrikanische Regierungsdelegierte aus

Genf (ap/wps) - Zum ersten Mal seit Bestehen der Organisation hat die in Genf tagende Konferenz des Internationalen Rotes Kreuzes am Samstag den Ausschluß eines Landes bestimmt. Mit großer Mehrheit (159 zu 25 zu 8) entschieden die Delegationen der meisten Länder der Dritten Welt und des Ostblocks, daß Südafrika wegen „seiner bösartigen und unmenschlichen“ Apartheidspolitik bei zukünftigen Treffen unerwünscht ist. Der Rausschmiß betrifft ausschließlich die südafrikanische Regierungsdelegation, nicht jedoch die Delgation der nationalen Rot–Kreuz–Gesellschaft. Trotzdem stimmten die westlichen Staaten dagegen. Die Entscheidung fiel nach einer langwierigen tumultartigen Dabatte und wurde vom südafrikanischen Chefdelegierten als „Karikatur der Gerechtigkeit“ bezeichnet. Der US–Delegierte protestierte gegen die vermeintliche Statuswidrigkeit der Abstimmung, da das Rote Kreuz gemäß seinen Statuten zur politischen Neutralität verpflichtet sei. Stimmen aus der Dritten Welt rechtfertigten jedoch den Entschluß, da Südafrika sich nicht an humanitäre Verpflichtungen gehalten habe, die in der für das Rote Kreuz bindenden Genfer Konvention von 1954 festgelegt sind. Unangefochten von derlei Argumenten reagierten die südafrikanischen Behörden in gewohnter Arroganz: Bereits in der Nacht zum Sonntag wurden die in Südafrika tätigen Vertreter des Roten Kreuzes des Landes verwiesen und das Büro in Pretoria geschlossen. Außenminister Roelof Botha zufolge soll der Bann so lange aufrechterhalten werden, bis die südafrikanische Regierung wieder an der Konferenz in Genf teilnehmen kann. In jedem Fall ist der Rausschmiß des Roten Kreuzes aus Südafrika weitaus folgenreicher als der Südafrikas aus der Genfer Konferenz. Das Treffen wird nur alle vier Jahre abgehalten und hat keinerlei exekutive Gewalt. Laufende Verwaltungsentscheidungen werden von anderen Gremien getroffen. Demgegenüber hat das Rote Kreuz in Südafrika sich häufig und erfolgreich um die Freilassung von Geiseln bemüht, die die von Südafrika unterstützte UNITA von Jonas Savimbi in Angola verschleppt hatte.

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