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D O K U M E N T A T I O N Welcher Frieden ist gemeint?

■ Sandro Magister zum Weltfriedensgebet von Papstes Johannes Paul II

Magister, Redakteur des „LEspresso“, gehört zu den besten Vatikankennern Italiens. Die folgenden Auszüge stammen aus seiner Einschätzung der Papst– Friedensaktion in „Il manifesto“. Welcher Frieden ist da ausgerufen worden? Assisi, Liturgie waffenloser Propheten? Oder Politik in anderer Sprache? Schon früher ist der Papst in kriegsführende Staaten gefahren, nach Großbritannien und Argentinien, zum Tete–a–tete mit den Regierenden und Bischöfen beider Seiten, die von der Gerechtigkeit ihrer jeweiligen Sache erfüllt waren; hinderliche Worte des Papstes hörten sie dabei nicht. Die Anrufung des Friedens seitens der Kirchenoberen ist auf allen Ebenen meist ebenso leidenschaftlich wie unsicher. Papst Wojtyla z.B. hat am 19. Oktober in Florenz erklärt, daß nicht nur die Wissenschaftler, sondern auch die Industrie „ausschließlich friedlichen Zielen zuarbeiten darf“, und daß „die Menschheit nicht stolz sein soll auf die Satelliten am Himmel, während Millionen auf der Erde an Hunger sterben“. Am selben Tag hat der Papst auch den US–Verteidigungsminister Weinberger getroffen. Hat er ihn auf SDI hingewiesen? Unwahrscheinlich. Manche Reden des Papstes gegen den Atomkrieg klingen radikal; da verurteilt er bedingungslos die Atomwaffen, mitunter sogar jedwelche Waffen. In Coventry erklärte er 1982 Krieg für „völlig unannehmbar“ - nicht nur den nuklearen, sondern auch den konventionellen. Doch viel häufiger sind da andere Töne. Am intensivsten wohl in der Rede vor der UNO 1982. Die atomare Abschreckung war da „moralisch noch vertretbar“, unter zwei Bedingungen: daß sie auf einem substanziellen Gleichgewicht beruht, und daß sie als „Etappe zu einer fortschreitenden Abrüstung dient.“ Den US–Bischöfen, die sich in einem Kollektiventwurf von der Atomwaffen–Realpolitik absetzten, wurden von Rom substanzielle Korrekturen auferlegt. Die Doktrin des Papstes Wojtyla schwankt ziemlich präzise hin und her zwischen leidenschaftlicher Ausrufung messianischen, universalen Friedens und dem Rückfall in die blanke Rechtfertigung des Krieges, unter bestimmten Umständen zumindest. Juan Arias hat in seinem Buch „Lenigma Wojtyla“ diese Widersprüchlichkeit dokumentiert: „Wenn dieser Papst mitunter als Pazifist erscheint, so ähnelt er bei anderen Gelegenheiten eher einem Kreuzfahrer.“ Tatsächlich würde der Papst „voller Freude die gefallenen Gläubigen des spanischen Kreuzzuges heiligsprechen“. Im Gegensatz dazu aber wird seine Verurteilung der Gewalt sofort unbeugsam, sobald die Sprache auf Nicaragua kommt. Dann ist der „gerechte Krieg“ auch sofort wieder da, geht es um die Geschichte seines Polens. Gustavo Guizardo v Maximen“ macht. Darunter fällt aber auch die des „gerechten Krieges“. Und das wird der Tag von Assisi nicht auslöschen können.

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