Ausnahmezustand auf Pazifik–Kolonie

■ Frankreich reagiert auf Proteste der Bevölkerung der Überseekolonien Wallis und Futuna mit drastischen Maßnahmen

Aus Paris Georg Blume

Ureinwohner der französischen Kolonie Wallis und Futuna rebellieren. Polizeiaufgebot vervierfacht. So könnte man derzeit völlig wahrheitsgetreu von den französischen Südseeinseln, 3.000 km nordöstlich von Australien gelegen, berichten. Tatsächlich verhängte am Mittwoch morgen der Gouverneur der Inseln, Jacques Le Henaff, den Ausnahmezustand. Paris mußte Stellung beziehen: „Eine reine Vorsichtsmaßnahme“, sagte Kolonie–Minister Bernard Pons. Doch schon war ein Flugzeug der Grenzpolizei von Neu–Kaledonien, einer weiteren französischen Kolonie in der Region, nach Wallis und Futuna aufgebrochen - mit dreißig Männern an Bord. Eine drastische Maßnahme: auf den zwei Inseln dienen bisher sieben Beamte. Was aber war wirklich geschehen? Die drei Stammeshäuptlinge der etwa 12.000 Ureinwohner der von 170 Europäern besetzten Inseln hatten gemeinsam gegen eine administrative Maßnahme protestiert. Zehn französische Beamte sollten nämlich von den Inseln - teilweise auf persönlichen Wunsch - versetzt werden. Offensichtlich genossen sie bei den Häuptlingen großes Ansehen. Nun war in Wallis gar von einem Aufruf zu einer Demonstration die Rede. Das reichte offensichtlich dem Gouverneur. Wohl aus Angst vor der zahlenmäßigen Übermacht der Gegenseite traf er seine Entscheidung. Wallis und Futuna sind auch in Frankreich für die dort herrschende Armut bekannt. Eine Unabhängigkeitsbewegung wie in Neu–Kaledonien oder Polynesien hatte es nie gegeben.