: Gemeinwirtschaft am Ende
■ Zum Rückkauf der Neuen Heimat
Horst Schiesser will es noch nicht wahrhaben, daß er am Montag nach sechswöchigem Intermezzo wieder zu dem unbedeutenden Mittelständler geworden ist, der er vorher war. Ganz umsonst will er den Konzern, den er für eine Mark gekauft hatte, nicht wieder hergeben. Offensichtlich pokert er jetzt um den Rückkaufpreis. Und wenn er das nicht täte, würde das i–Tüpfelchen zu dem verwirrenden Satyr–Spiel um die Neue Heimat fehlen. Die Kalkulation der gewerkschaftlichen Spitzenmanager und -funktionäre, die Verantwortung über Herrn Schiesser loszuwerden und auf diese Weise letztlich die Banken mit dem überfälligen Konkurs bzw. Vergleich zu belasten, ist nicht aufgegangen. Dennoch muß nicht falsch sein, was BGAG–Sprecher Stanzick zur taz sagte: „Das Lehrgeld war nicht umsonst.“ Denn auch die Banken haben sich jetzt zu einigen Zugeständnissen bewegen lassen, die sie vorher so nicht erkennen ließen. Allerdings wurde nie deutlicher als jetzt, wer Herr im Hause auch der BGAG ist: nicht der DGB, der immer nur und mit wachsender Hilflosigkeit die Winkelzüge seiner gemeinwirtschaftlichen Spitzenmanager nachvollzieht, sondern die Finanz–Herren in den grauen Anzügen. Sie werden von nun an diktieren, wie die Liquidation der Neuen Heimat vollzogen wird. Der gemeinwirtschaftliche Unternehmenskomplex ist tot, noch bevor ihn die Gewerkschaften selbst begraben konnten. Martin Kempe
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