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Deutsches Plutonium ohne Atom–Aufsicht

■ Die Internationale Atomaufsichtsbehörde IAEO in Wien hat die Kontrolle über das in der BRD gelagerte Plutonium verloren / Mißtrauen im westlichen Ausland wächst

Berlin (taz) - Entgegen ihren offiziellen Behauptungen hat die „International Atomic Energy Agency“ seit Jahren die Kontrolle über die bundesdeutsche Plutoniumfabrik ALKEM in Hanau verloren. Aus einem der taz jetzt zugänglich gemachten internen Papier geht hervor, daß die IAEO schon seit Anfang 1980 bei ALKEM ihr Kontrollziel nicht mehr erreicht hat. Dieses Eingeständnis ist von kaum zu überschätzender Brisanz. Im Bunker der Hanauer Atomfabrik wird das gesamte in der Bundesrepublik Deutschland verfügbare Plutonium gelagert. Dies gilt sowohl für das direkt im Besitz von ALKEM befindliche Material, als auch für nicht kontrollierbare Mengen aus dem Besitz der Bundesregierung. Da das Bonner Plutonium jeder internationalen Kontrolle entzogen ist - eine Vereinbarung zwischen Bundesregierung in Bonn und IAEO ist bislang nicht zustandegekommen -, wird das Mißtrauen in eingeweihten Kreisen im westlichen Ausland immer größer. Nach Recherchen der taz hat die französi sche Regierung bereits 1979 Garantien von der damaligen Regierung Schmidt gefordert, daß das Plutonium „ausschließlich für friedliche Zwecke“ genutzt wird. Diese Garantien wurden damals mit Verweis auf die Zuständigkeit der IAEO für überflüssig erklärt. Die schweren „diplomatischen Verstimmungen“ waren überwunden. Mittlerweile ist auch die US– amerikanische Regierung mißtrauisch geworden. In einem der taz vorliegenden Bericht einer Arbeitsgruppe des US–Kongresses wird die mangelnde Kontrollmöglichkeit der deutschen Plutoniumwirtschaft moniert. Kommt nun noch die WAA in Wackersdorf hinzu, ist der nationale Plutoniumkreislauf geschlossen. Der Stoff, aus dem die Bombenträume sind, läge bereit. Tagesthema Seite 3

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