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I N T E R V I E W Angst vor dem Apparat

■ Interview mit Sergio Andreis, Regionalabgeordneter der Grünen in der Lombardei

taz: Ist die Gründung der „Federazione delle liste Verdi“ ein Schritt zur Konsolidierung, oder geht die Diskussion nun erst richtig los? Andreis: Es ging zunächst mal darum, Klarheit über die nächsten Schritte zu schaffen. Und das heißt einmal Konsolidierung, dann Öffnung für neue Listen, dazu die Schaffung von Strukturen, mit denen man arbeiten kann, etwa auf dem bisher vernachläßigten Sektor der Beziehungen zu den Medien. Der zweite wesentliche Punkt besteht darin, daß wir uns als eigenständige politische Kraft zu bewegen beginnen; der dritte Aspekt ist die Herstellung einer stabilen Beziehung zwischen den Grünen und den Umweltschutzverbänden, da hat es bisher viele Zweideutigkeiten gegeben, die unbedingt abgebaut werden müssen, sonst geht nichts. Habt ihr Angst vor den Konsequenzen des Parteiwerdens? Wir wollen ja gerade keine Partei werden. Angst davor haben wir, sehr deutlich, und wir wollen da auch viele Negativerscheinungen vermeiden, wie wir sie im Ausland, z.B. auch bei den Deutschen, sehen. Insbesondere geht es darum, daß die institutionelle Seite Grüner Politik kein Übergewicht bekommt, also z.B. die Abgeordneten nicht zum Bestimmungsfaktor der Grünen Bewegung werden. Und wie wollt ihr das vermeiden? Gerade durch Intensivierung der Zusammenarbeit mit nichtinstitutionalisierten Gruppen, also den Umweltschützern außerhalb der Parteien. D.h., daß wir nun die gemeinsamen Kämpfe, die großen politischen Projekte zwischen Grünen und Umweltschutzverbänden verstärken müssen, als Gegengewicht zur Arbeit in den Institutionen. Das geht, wir haben das bereits gesehen: In diesem Jahr z.B. haben wir zwei Referenden eingeleitet, zusammen mit unterschiedlichen Parlamentsparteien und auch verschiedenen Umweltschutzverbänden. Solche Großaktionen auf nationaler Basis bilden schon ein Gegengewicht gegen die Ver–Institutionalisierung. Das Gespräch führte Werner Raith

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